Pferde, Hunde und Co. – so leiden domestizierte Tiere im Zirkus

In der Schweiz dürfen nach wie vor sowohl Wildtiere als auch domestizierte Tiere im Zirkus gehalten, dressiert und zu Auftritten in der Manege gezwungen werden. Im Gegensatz dazu ist die Haltung von Tieren im Zirkus in 26 EU-Staaten und 15 weiteren Ländern weltweit grundsätzlich verboten oder zumindest eingeschränkt.

Viele Menschen denken bei Tieren im Zirkus wahrscheinlich zunächst an exotische Wildtiere wie Elefanten, Grosskatzen, Flusspferde, Nashörner, Bären und Zebras. In zahlreichen Zirkussen werden jedoch auch domestizierte Tiere gezwungen, das Publikum zu unterhalten.

Auch «domestizierte» Tiere wie Pferde, Lamas, Hunde und Co. leiden im Zirkus

Nicht nur Elefanten, Giraffen, Löwen, Tiger und andere Wildtiere im Zirkus leiden unter unzulänglichen Haltungs- und Lebensbedingungen. Auch domestizierte Tiere wie Pferde, Lamas, Ziegen, Schweine oder Rinder gehören nicht in einen Zirkus, denn wie exotische Tiere werden auch sie gezwungen, das Publikum mit «Kunststücken» zu unterhalten.

Pferd in einer Zirkusshow
Domestizierte Tiere werden in zahlreichen Zirkussen zu Aufführungen gezwungen.

In Wanderzirkussen werden Tiere einen Grossteil ihres Lebens in engen Boxen oder Käfigen eingesperrt. Ständige Transporte quer durchs Land oder sogar über die Landesgrenzen hinweg setzen die Tiere unter immensen Stress, [1] denn ihre individuellen Bedürfnisse und die Ansprüche an ihren Lebensraum werden dabei noch mehr ignoriert als ohnehin. [2] Zudem ist es bei ständigen Ortswechseln unmöglich, dass sich die Tiere an einen Ort gewöhnen. Auch an den Gastspielorten haben sie meist nur wenig Auslauf und können ihren natürlichen Verhaltensweisen nur unzureichend nachgehen, was oftmals zu Verhaltensstörungen führt.

  • «Haustiere» wie Hunde

    Im Gegensatz zu den meisten anderen Tieren lassen sich Hunde normalerweise ohne Zwang und Gewalt dressieren. Viele Hunde befolgen für kleine Belohnungen gerne Kommandos, wenn sie Lust dazu haben. Während private Halter die Tiere mit Geduld und Liebe erziehen, herrscht im Zirkus oft Zeitdruck, und die Hunde müssen immer wieder neue unterhaltsame Tricks erlernen, die in der Manege auf Kommando abrufbar sind. Forcierte Zirkusauftritte von Hunden haben nichts mit den gelegentlichen Tricks zu tun, die im spielerischen Umgang im heimischen Umfeld geübt werden. Besonders sensible Hunde leiden in Zirkussen unter der hektischen Atmosphäre, den verschiedenen Gerüchen und den ungewohnten Geräuschen in der Manege. [3]

  • Pferde, Ponys und Esel

    Viele Zirkusse halten neben Ponys und Pferden auch Esel. Diese sogenannten Pferdeartigen leben in der freien Natur in kleinen Gruppen in Gegenden, wo sie abhängig von den Jahreszeiten weite Wanderungen unternehmen. Ruhen, Wandern, Wälzen, Hautpflege und Nahrungsaufnahme finden innerhalb der Gruppe weitgehend synchronisiert statt, denn Pferdeartige sind soziale Tiere. [4]

    Auch domestizierte Pferde haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang, [5] dem sie in Gefangenschaft meist nicht ausreichend nachgehen können. Oft werden die sensiblen Tiere in kleinen Boxen gehalten. Laut Bundesamt  für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) müssen «genutzte» Pferdeartige nur an mindestens zwei Tagen pro Woche je mindestens zwei Stunden Auslauf erhalten. [6] Bewegung wird Pferden und Eseln in den meisten Zirkussen hauptsächlich während der Vorstellungen und der Dressur gewährt – einen freien, selbstbestimmten Auslauf und Weidegang kann die Dressur jedoch nicht ersetzen. Auch ist wissenschaftlich belegt, dass Transporte besonders für Pferde eine enorme Belastung darstellen, selbst wenn die Tiere daran gewöhnt sind. [7] Lebenslange Entbehrungen und Bewegungsmangel führen häufig zu schweren Verhaltensauffälligkeiten und körperlichen Schäden.

    Tiertrainier wenden oftmals brutale Methoden an, damit die intelligenten Tiere auf Kommando Tricks ausführen. Bei der Dressur von Pferden beispielsweise kommt fast immer die Peitsche zum Einsatz. Wenn solche «Hilfsmittel» verwendet werden, gehorchen Tiere aus Angst vor Bestrafung und nicht, weil ihnen die Tricks Spass machen. Zudem leiden Pferde als sensible Fluchttiere während der Zirkusvorstellungen besonders unter grellem Scheinwerferlicht, lauter Musik und dem Klatschen des Publikums.

  • Kamelartige wie Lamas und Alpakas

    Zu den sogenannten Kamelartigen gehören Kleinkamele, wie beispielsweise Lamas und Alpakas, sowie Grosskamele, wie das Trampeltier und das Dromedar. Während Hengste der Grosskamele vor allem während der Brunftzeit aggressiv und für Menschen gefährlich werden können, [8] zeichnen sich Alpakas besonders durch ihr sanftes Wesen aus. Seit einigen Jahren liegen Lamas und Alpakas regelrecht im Trend [9] – und sollen Zuschauer in die Zirkusse locken. [10] In der Dressur wird die Sanftmütigkeit der Tiere ausgenutzt, die mithilfe von fragwürdigen und teilweise gewaltvollen Dressurmethoden unnatürliche Verhaltensweisen erlernen müssen. Kamele sind soziale Herdentiere, die mit mehreren Artgenossen zusammenleben sollten.

  • Weitere domestizierte Tiere im Zirkus

    Auch Gänse, Hühner, Schweine, Ziegen und Rinder werden im Zirkus dressiert und regelmässig zu Auftritten in der Manege gezwungen. Wie alle anderen Tiere sollten auch sie nicht als unfreiwillige «Zirkusclowns» herhalten müssen.

Tiere gehöre nicht in den Zirkus 

Weder Wildtiere noch domestizierte Tiere gehören in den Zirkus, denn kein Tier verdient ein Leben in Zirkusgefangenschaft. Kein Tier ist dazu da, uns Menschen zu unterhalten – ganz gleich, um welche Tierart es sich handelt. Die Denkweise, dass einigen Tieren mehr Rechte als anderen zustehen, nennt sich Speziesismus.

Zirkusvorstellung mit Elefanten Hologrammen
Es gibt bereits tierleidfreie Alternativen wie die Verwendung von Hologrammen.

Auch domestizierte Tiere wie Pferde, Esel, Alpakas, Lamas, Ziegen, Schweine, Rinder, Hühner und Gänse leiden im Zirkus, wo sie ein entbehrungsreiches Leben führen. Keines dieser Tiere würde freiwillig «Kunststücke» und andere artfremde Aktionen vorführen. Bewegungsmangel, Vernachlässigung, fehlende Sozialkontakte und oftmals auch Gewalt führen bei zahlreichen Tieren zu körperlichen Erkrankungen und Verhaltensstörungen. Genau wie wir Menschen möchte jedes Tier ein möglichst selbstbestimmtes und unversehrtes Leben führen.

Tierverbot für Schweizer Zirkusse ist überfällig

Während die Haltung von Tieren im Zirkus in zahlreichen europäischen Ländern bereits grundsätzlich verboten oder zumindest eingeschränkt ist, sind entsprechende gesetzliche Regelungen in der Schweiz bisher leider kaum ein Thema. Für Zirkusbetriebe sind Tiere ein wirtschaftlicher Faktor, denn als Sympathieträger locken sie zahlendes Publikum an. Gleichwohl ist ihr Unterhalt kosten- und zeitintensiv, und vor allem kleinere Betriebe können sich die Haltung und Pflege auf Dauer vielfach kaum leisten. [11]

Einige Zirkusse haben daher freiwillig zumindest Wildtierdressuren eingestellt oder sind nun sogar gänzlich tierfrei. [13] Damit das Konzept Zirkus eine Zukunft hat, sollten Zirkusbetriebe dem gesellschaftlichen Umdenken Folge leisten, denn immer mehr Menschen erkennen, dass Tiere nicht in den Zirkus gehören. Sie sollten ihre Zirkusvorstellungen tierfrei gestalten und die vorhandenen Tiere an anerkannte Auffangstationen abgeben, die ihnen im Gegensatz zur Zirkusmanege ein weitgehend artgerechtes Leben bieten.

So helfen Sie Tieren im Zirkus

Ob Wildtier oder domestiziertes Tier: Kein Tier tritt freiwillig in einer Manege auf, um uns Menschen zu unterhalten. Bitte besuchen Sie daher keine Zirkusse und ähnliche Einrichtungen wie Zoos, in denen Tiere zur Unterhaltung vorgeführt werden. Entscheiden Sie sich stattdessen für tierfreie Alternativen und besuchen Sie beispielsweise Zirkusse, die ganz ohne Tiere auskommen.