MILCH: ALLE INFORMATIONEN ZUR PRODUKTION UND ZUM KONSUM

Die Milchwirtschaft ist mit 20 Prozent Marktanteil der grösste Sektor der Schweizer Landwirtschaft. [1] Anders als idyllische Bilder aus der Milchwerbung vermuten lassen, ist das Leben der Kühe in der Milchindustrie von körperlichem und psychischem Stress sowie Entbehrung und Krankheit geprägt.

Neben Kühen werden auch für Ziegen-, Schaf-, Pferde- und Büffelmilchprodukte Tiere ausgebeutet, gequält und weit vor ihrer natürlichen Lebenserwartung getötet –auch für Bio-Produkte.

Inhaltsverzeichnis:

Trennung von Kühen und ihren neugeborenen Kälbern

Viele Menschen denken, dass Kühe immer Milch geben – doch Kühe produzieren Milch aus demselben Grund wie Menschen: um ihre Neugeborenen zu ernähren. Kuhmütter können ihre Kinder in der Regel aber nicht säugen und umsorgen, denn die Kälber werden ihnen entrissen und erhalten statt der Milch ihrer Mutter lediglich einen Milchersatz.

Wie die Menschenfrau ist auch die Kuh neun Monate schwanger, bevor sie ihr Kalb zur Welt bringt. Meist werden die Tierbabys unmittelbar oder nur wenige Stunden nach der Geburt von ihren Müttern getrennt, damit sie die für sie vorgesehene Milch nicht trinken können. Oft schreien Mütter und Babys tagelang verzweifelt nacheinander. Die Kälber werden meist einzeln in Kälberboxen bzw. Kälberiglus gesperrt, die kaum grösser als eine Badewanne sind. Erst nach zwei Wochen Einsamkeit werden die Tierkinder in Gruppen gehalten – ihre Mütter sehen sie jedoch nie wieder. [2]

Die Trennung von der Mutter ist für das Kalb nur eine von vielen schmerzhaften Erfahrungen, denn schon kurz nach der Geburt muss es mehrere Eingriffe über sich ergehen lassen: Zunächst werden die Tierkinder mit Ohrmarken gekennzeichnet, was ihr trauriges Dasein als blosse Nummer besiegelt. Danach erfolgt oftmals die schmerzhafte Enthornung, bei der der Hornansatz mit einem mehrere Hundert Grad heissen Eisen abgebrannt wird. Teilweise leiden die Tierkinder noch Monate danach an Schmerzen – einige sogar ihr Leben lang. [3]

kuehe

Einigen Kälbern, aber auch erwachsenen Tieren wird ein mit Stacheln besetzter «Saugstopp-Nasenring» durch die empfindliche Nasenscheidewand gestochen, der verhindern soll, dass die Tiere ihren Saugtrieb aneinander ausleben.

kuh mit saugentwoehner

Nach der Geburt ihres Kalbes produzieren Kühe etwa zehn Monate lang Milch. Damit der Milchfluss konstant hoch und damit profitabel bleibt, werden die Kühe jedes Jahr erneut besamt, um ein weiteres Kalb auf die Welt zu bringen. Somit beginnt der Kreislauf von vorne.

Kühe werden zu Milchmaschinen degradiert

In der Milchindustrie werden Kühe wie Milchmaschinen behandelt. Damit Kühe möglichst schnell Milch produzieren und für das Unternehmen wirtschaftlich sind, werden sie in den meisten Milchbetrieben im Alter zwischen 1,5 und 2 Jahren erstmals künstlich befruchtet. Da die Mütter bei der Geburt selbst noch sehr jung sind, ist das Risiko für Komplikationen sehr hoch. 

Gezielte Züchtung treibt die Körper der Kühe zu Hochleistungen an. Die Tiere werden mit grossen Mengen an «Kraftfutter» falsch ernährt und erhalten eine Vielzahl an Antibiotika. Nur so sind Kühe überhaupt in der Lage, unnatürlich viel Milch zu produzieren. 

Obwohl es in der Schweiz heutzutage weniger Kühe gibt als noch vor ein paar Jahrzehnten, ist die Milchmenge seither gestiegen: Unter natürlichen Bedingungen produzieren Tiere nur so viel Milch, wie ihr Nachwuchs benötigt – bei Kühen sind das etwa acht Liter täglich. [4] In der Milchindustrie produzieren manche Kühe heute bis zu 50 Liter am Tag. [5] Diese ­unnatürliche Milchmenge hat drastische Folgen für die Gesundheit und Lebenserwartung der Tiere.

Wenn hohe Tierarztkosten anfallen oder eine Kuh nicht mehr schwanger wird und dadurch für den Milchbetrieb keine wirtschaftliche Relevanz mehr aufweist, wird sie im Schlachthaus getötet. Viele Kühe werden bereits im Alter von etwa fünf Jahren getötet – die natürliche Lebenserwartung einer Kuh beträgt hingegen etwa 20 Jahre. Jedes Jahr sind Tausende Kühe bei ihrer Tötung sogar schwanger, sodass die Kälber qualvoll im Mutterleib ersticken. [6]

Wir Menschen sind die einzige Spezies, die bewusst die Milch anderer Spezies trinkt und Lebewesen dafür ausbeutet. Diese Art der Ungleichbehandlung und Diskriminierung nennt sich Speziesismus. Tiere werden willkürlich in Kategorien wie «Nutztiere» und «Haustiere» eingeteilt, obwohl jedes Lebewesen, genau wie wir Menschen, ein Recht auf ein friedliches und selbstbestimmtes Leben hat. Kühe sind keine Milchmaschinen, sondern soziale Individuen, die ihre Neugeborenen stillen, beschützen und umsorgen wollen.

Kühe leiden häufig an schmerzhaften Krankheiten

Frühe Schwangerschaften, schlechte Haltungsbedingungen, zuchtbedingt unnatürlich hohe Milchmengen, falsche Ernährung – dies ist das Leben von Kühen in der Milchindustrie. Es ist daher nicht überraschend, dass Kühe oftmals an schmerzhaften Eutererkrankungen, Labmagenverlagerung, Fertilitätsproblemen und Lahmheit leiden.

Euterentzündungen

Bei Kühen, die für die Milchproduktion ausgebeutet werden, sind schmerzhafte Euterentzündungen, auch Mastitis genannt, weit verbreitet. Durch das ständige Melken sind die Euter gereizt und Fremdkörper wie Bakterien können über die Melkmaschinen eindringen. Mastitis gehört zu den häufigsten Gründen, aus denen Landwirte ihre Kühe vorzeitig töten lassen.

Labmagenverlagerung

Die Labmagenverlagerung tritt bei Kühen in der Milchindustrie meist kurz nach der Geburt auf. Bei der Erkrankung verlagert sich der Labmagen nach rechts oder links und kann zum Absterben des Organs führen. Begünstigt wird die Labmagenverlagerung unter anderem durch eine zu hohe Gabe an sogenanntem Kraftfutter, das eingesetzt wird, um die Milchleistung zu erhöhen.

Leidvolles Leben in allen Haltungsformen

Über eine halbe Million Kühe fristen in Schweizer Milchbetrieben ein entbehrungsreiches Leben. Viele verbringen einen Grossteil oder sogar ihr ganzes Leben ungeachtet ihrer grundlegenden Bedürfnisse im Stall – meist auf Beton- und Spaltenböden. In der Schweiz wird die Hälfte der «Milchkühe» lebenslang in der sogenannten Anbindehaltung fixiert, in der sie sich nicht einmal umdrehen können. [7] Die andere Hälfte der Kühe wird in sogenannten Laufställen gehalten, die von der Tierindustrie als besonders «kuhfreundlich» beworben werden. [7] Die Wahrheit sieht jedoch anders aus: Aufgrund des rutschigen und kotverdreckten Spaltenbodens leiden die meisten Kühe an schmerzenden Beinen und Klauen. Viele bekommen Liegeschwellen und Abszesse aufgrund der harten und meist zu kleinen Liegeboxen.

Milchkonsum unterstützt die Kalbfleisch-Industrie

Viele Menschen essen bewusst kein Fleisch, um den Tod von Tieren zu verhindern. Vielen ist jedoch nicht bewusst, dass auch der Konsum von Milch und Käse die Kalbfleisch-Industrie unterstützt. Denn bei der Produktion von Milch werden auch unzählige männliche Kälber geboren, die für Milchbetriebe keinen wirtschaftlichen Nutzen haben und daher getötet werden.

totes kalb

Nach der Trennung von Mutter und Kind bleiben die meisten männlichen Kälber nicht auf dem Hof, sondern werden meist für ein paar Franken an Mastbetriebe verkauft oder getötet – teilweise auch illegal. [8] Für die Milchindustrie sind männliche Tierkinder nicht rentabel, denn sie produzieren keine Milch und setzen aufgrund der Züchtung auf Milch kaum Fleisch an. Wenige Wochen oder Monate nach ihrer Geburt werden die gemästeten Kälber qualvoll im Schlachthof getötet, während den weiblichen Kälbern das gleiche traurige Leben wie ihren Müttern bevorsteht.

Auch in der biologischen Landwirtschaft sieht es kaum anders aus: Wer Biomilch kauft, unterstützt oftmals sogar die konventionelle Tierwirtschaft, denn auch im Biobereich steht die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. Da es oftmals keinen Markt für männliche Kälber gibt, werden sie wenige Wochen nach der Geburt in konventionellen Betrieben untergebracht, wo sie gemästet und nach kurzer Zeit getötet werden – in der Schweiz sind es 20‘000 bis 25‘000 «Biokälbchen» im Jahr. [8] Auch in der Biohaltung werden Mutter und Kalb voneinander getrennt und viele Tiere müssen ihr Leben in zeitweiser Anbindehaltung fristen. [9]

Ist Milch gesund?

Für eine gesunde Ernährung sind Menschen in keinem Alter auf tierische Milch angewiesen: [10] Der menschliche Körper benötigt keine bestimmten Nahrungsmittel, sondern bestimmte Nährstoffe. Alle Nährstoffe, die in tierischen Produkten enthalten sind, können wir Menschen auch durch pflanzliche Lebensmittel aufnehmen oder bei Bedarf ergänzen. Der Konsum von Milchprodukten begünstigt sogar gesundheitliche Probleme – darunter Akne [11], Verstopfung [12], Asthma [13], Übergewicht [14] und verschiedene Krebsarten wie Brustkrebs [15] und Prostatakrebs. [16]

Milch ist schlecht für die Umwelt und das Klima

Die landwirtschaftliche Tierhaltung – und damit der Konsum tierischer Produkte – ist eine der Hauptursachen für die grössten Umweltprobleme unserer Zeit. Die globale Tierwirtschaft verursacht beispielsweise mehr Treibhausgase als der gesamte Verkehrssektor. [17] Die Emissionen ent­stehen zum einen indirekt durch die Abholzung von südamerikanischen Wäldern für neue Weideflächen und den Nahrungsmittelanbau für die Tierhaltung, auch für die Schweizer Milchwirtschaft, zum anderen direkt durch den Verdauungsprozess und die Ausscheidungen der Tiere: [18] Sogenannte Milchkühe sind für 34 Prozent aller landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen in der Schweiz verantwortlich. Eine Kuh stösst täglich mit 300 und 500 Litern Methan eine grosse Menge eines der klimaschädlichsten Gase aus. [19] Dadurch weist die Produktion von Milchprodukten eine schlechte Öko-Bilanz auf. Butter gilt als klimaschädlichstes Lebensmittel, Käse belegt den dritten Platz. [20]

Laut einer Oxford-Studie und dem Schweizer Forschungsinstitut Agroscope benötigt die Produktion von Milch etwa die zweifache Landfläche und verursacht doppelt so viele Treibhausgasemissionen wie die Herstellung durchschnittlicher Sojamilch. [21]

Was Sie gegen das Tierleid in der Milchindustrie tun können

Um Kühe vor dem Elend der Milchindustrie zu bewahren, hilft nur der Griff zu tierleidfreien pflanzlichen Alternativen statt zu Milch oder anderen Molkereierzeugnissen. Es gibt verschiedenste Milchalternativen auf der Basis von Hafer, Soja, Lupinen, Mandeln oder Kokos. Probieren Sie sich durch und finden Sie Ihren Favoriten unter den vielen Pflanzendrinks. Entdecken Sie die Vielfalt der pflanzlichen Milchalternativen und der veganen Küche – für die Tiere, die Umwelt und Ihre Gesundheit. Hilfe beim Einstieg bietet Ihnen das kostenlose Veganstart-Programm. Melden Sie sich an, um 30 Tage lang nützliche Tipps und leckere Rezepte zu erhalten.