Honig: Warum Honig nicht vegan ist und zum Bienensterben führt

Eine vegane Lebensweise schliesst definitionsgemäss den Konsum von Produkten aus, für die Tiere ausgebeutet und getötet werden. Die meisten Menschen wissen daher, dass Fleisch, Fischfleisch, Milch und Eier bei einer pflanzlichen Ernährung wegfallen. Viele bedenken jedoch nicht, dass Tiere auch für den Honigkonsum leiden. Hier erfahren Sie, warum Honig nicht vegan ist und sogar das Bienensterben fördert.

Inhaltsverzeichnis:

Schweizer Honig: Ist die regionale Produktion tier- und umweltfreundlicher?

Die Imkerei fügt den Bienen und der Natur grossen Schaden zu – auch bei uns in der Schweiz. Der Umgang mit «Honigbienen» mag uns hierzulande vielleicht weniger dramatisch vorkommen als im Ausland, doch etwa zwei Drittel des hierzulande konsumierten Honigs stammen nicht aus der Schweiz. [1]

Es steht uns Menschen nicht zu, Bienen den Honig wegzunehmen, den sie als Nahrung für sich selbst sammeln und zum Überleben brauchen – ganz egal, wo die Honigproduktion stattfindet.

Ist Honig schlecht für die Umwelt?

Die Vorstellung, dass Imker:innen in Wahrheit keine Naturschützer:innen sind, mag viele Menschen überraschen – selbst Bienenhalter:innen sind meist der festen Überzeugung, der Natur und den Bienen einen guten Dienst zu erweisen. Angesichts der heutigen Massenzucht mit ihren grossen Beuten, in denen überproportional viel Honig produziert wird, wird schnell klar, dass der von den «Honigbienen» gesammelte Nektar anderen bestäubenden Insekten nicht mehr zur Verfügung steht. Die «Honigbiene» ist also ein direkter Nahrungskonkurrent für viele Insekten, die vom Aussterben bedroht sind – auch für Wildbienenarten, die einen grossen Beitrag zum Erhalt einer ausgeglichenen Natur leisten.

Honig
Für die Produktion von Honig können Pestizide zum Einsatz kommen.

Wie leben Bienen im Bienenstock?

In einem Bienenstock leben Tausende von Bienen, von denen jede abhängig von Alter, Geschlecht und Jahreszeit eine ganz eigene Aufgabe übernimmt. Grundsätzlich lebt jeweils eine Königin inmitten von Tausenden Arbeiterinnen und Hunderten männlicher Drohnen.

Als einzige geschlechtsreife Bewohnerin kann die Königin ein Alter von bis zu fünf Jahren erreichen, während die anderen Bienen nur wenige Monate alt werden.

Die sogenannten Arbeiterinnen kümmern sich um den Bienenstock im Allgemeinen, um die Nachkommen und um die Königin. Zudem sind sie für die Nahrungssuche zuständig. Sobald eine neue Königin geboren wird, verlassen die bisherige Königin und die Hälfte der Stockbewohner ihr altes Zuhause und ziehen an einen neuen Ort, den Arbeiterinnen im Vorfeld suchen. Dieses natürliche Verhalten nennt man «Ausschwärmen». [2]

Wie viele Blüten bestäubt eine Biene pro Tag?

Eine Biene kann pro Tag etwa 1’000 Blüten bestäuben – bei einem ganzen Stock bestehend aus 20’000 Bienen sind das an einem Tag 20 Millionen Blüten und mehr. [3]

Brauchen Bienen Honig?

Bienen produzieren ihren Honig nicht aus Spass oder für den Menschen – er dient ihnen schlichtweg als Nahrung. Honig wird aus Nektar und einem kleinen Teil Pollen hergestellt und enthält Nährstoffe, die für die Tiere überlebenswichtig ist. Die meisten Honigproduzent:innen stellen den Bienen künstliche Ersatznahrung zur Verfügung (meist billiges Zuckerwasser), das die Tiere anfälliger für Krankheiten macht.

In ihrem Leben legt eine Biene mehrere Tausend Kilometer zurück. Die Produktion von Honig ist für die fleissigen Tiere damit offensichtlich harte und überlebenswichtige Arbeit und kein Spass.

Dennoch vermitteln industrielle Bienenzüchter:innen den Konsument:innen oft das Bild, Honig sei nur ein Nebenprodukt der notwendigen Bestäubung durch «Honigbienen». Das entspricht jedoch nicht der Wahrheit, denn die Tiere sind auf Pollen und Nektar angewiesen, um das Leben im Bienenstock aufrechtzuerhalten.

Honigbiene fliegt zu einer Blume
Bienen produzieren ihren Honig nicht aus Spass oder für den Menschen. Honig dient den Bienen als Nahrungsmittel.

Wie leiden Bienen für Honig?

Damit Menschen Honig konsumieren können, manipulieren Imker:innen das natürliche Verhalten der Bienen, beispielsweise ihr angeborenes Verhalten zum Schutz des Bienenstocks und seiner Bewohner. Für einen grösstmöglichen Ertrag werden Bienen heutzutage unter unnatürlichen und für sie schädlichen Bedingungen in Massenzucht gehalten – ähnlich wie Hühner, Kühe und Schweine in der landwirtschaftlichen Tierhaltung.

Die heutige profitorientierte Haltungsform zeichnet sich jedoch nicht nur durch eine hohe Anzahl an Tieren aus, die auch bei natürlichen Bienenvölkern vorkommt. Vielmehr stellen Imker:innen den Bienen Behausungen zur Verfügung, die sowohl hinsichtlich Form und Grösse, aber auch Beschaffenheit für die Tiere meist völlig ungeeignet sind – für die Imker:innen hingegen sind sie praktisch. Diese Kästen, auch Beuten genannt, fungieren als künstliche Bienenstöcke. Sie sind mit bis zu vier «Stockwerken» ausgestattet und können an einer Seite geöffnet werden, damit der Imker den Honig problemlos stehlen kann. Beuten lassen sich mühelos von einem Ort zum anderen transportieren. Insbesondere im Ausland gibt es riesige «Honigfarmen», auf denen Hunderte oder Tausende «Beuten» nebeneinander aufgestellt werden. Eine solche Haltungsform ist mit der Massenzucht in anderen Tierhaltungsbereichen gleichzusetzen, denn zusammengepfercht in so grossen Massen kann kein Lebewesen artgerecht leben.

Werden Bienen für Honig gequält?

Bei der gewerblichen Produktion von Honig steht der Profit im Vordergrund. Das heisst, das Wohl und die Interessen der Bienen rücken allein aus Kostengründen immer in den Hintergrund. Aus diesem Grund kommt es in der Honigindustrie genau wie in anderen Tierindustrien zu Verstümmelungen, Verletzungen und Todesfällen.

Frühzeitiger Tod der Bienenkönigin

Ähnlich wie Hühner, Kühe und Schweine in der landwirtschaftlichen Tierhaltung erreichen auch Bienen in der modernen Massenhaltung nur einen Bruchteil ihrer natürlichen Lebenserwartung. Obwohl Bienenköniginnen bis zu fünf Jahre alt werden können, werden sie teilweise schon nach einem Jahr getötet und durch «produktivere» Königinnen ersetzt. Auch diese Praxis verdeutlicht, dass die Honigindustrie mit der Intensivtierhaltung zu vergleichen ist.

Bienenweide
In der Honigindustrie werden Bienen Opfer von unnatürlichen Lebensbedingungen.

Verletzungen und Tötungen bei der Honigproduktion

Bei der modernen Honigproduktion steht der Profit an erster Stelle. Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele Imker:innen beim Einsammeln des Honigs schnell und unachtsam vorgehen. So kann es vorkommen, dass

  • Bienen dabei zerquetscht werden,
  • ihre Flügel beschädigt werden,
  • ihre Beine abgetrennt werden.

Zusätzlich ergreifen Imker:innen unnatürliche Massnahmen, um das natürliche «Ausschwärmen» zu verhindern, da dies die Honigproduktion verringert. Oftmals werden hierzu die Flügel der Bienenköniginnen gestutzt, um sie samt Schwarm an die menschengemachte «Beute» zu binden. Auch werden Königinnen künstlich befruchtet, was mit grossem Leid für die winzigen Lebewesen einhergeht. Denn dabei drücken Imker:innen auf die männlichen Bienen, um eine Paarungssituation vorzutäuschen und ihnen so das Sperma abzunehmen. [4]

Was bewirken Imker:innen mit dem Rauch, den sie in Bienenstöcke blasen?

Vor dem Honigdiebstahl «räuchern» Imker:innen die Bienen meist ein. Viele Menschen denken, dass diese Methode angewandt wird, um die Tiere zu beruhigen, damit sie die Imker:innen weniger stechen. Die Wahrheit ist jedoch, dass der Rauch den Bienen einen Waldbrand suggerieren soll:

  • Als natürliche Reaktion auf diese vermeintliche Gefahr nehmen die Tiere möglichst viel Honig auf.
  • Ausgestattet mit ausreichend Reserve möchten sie dann ein neues Zuhause suchen.
  • Sie verkriechen sich voller Panik, um Nahrung zu sammeln, was ihre «Stechlust» vorübergehend senkt. Nun kann sich der Mensch mühelos an ihrem Zuhause zu schaffen machen – auf Kosten der Tiere.
Imker räuchern Bienenstock
Der Rauch imitiert einen Waldbrand und die Bienen geraten in Panik.

Führt die Produktion von Honig zum Bienensterben?

Bienen wurden im Laufe der Zeit immer anfälliger für Erkrankungen. So kann beispielsweise die Varroamilbe der «Honigbiene» grossen Schaden zufügen, was sich unter anderem darauf zurückführen lässt, dass die Bienen durch Züchtung und artwidrige Ersatznahrung viel anfälliger für Krankheiten und Milbenbefall sind. [5]

Das grosse Bienensterben wird seit Jahren in den Medien thematisiert, als Verursacher werden meist Pestizide, Klimaerwärmung und Erkrankungen der Biene genannt. Zweifellos tragen diese Aspekte zum dramatischen Rückgang der Insektenbestände bei. Daher ist es immens wichtig, schnellstmöglich von Monokulturen und Pestiziden wegzukommen und zu einer bio-veganen Landwirtschaft zu wechseln.

Welche Folgen hat das Bienensterben?

«Wenn die Bienen aussterben, sterben vier Jahre später auch die Menschen.»

– Albert Einstein

Zwei Drittel alles Nutzpflanzen sind auf Bienen bzw. bestäubende Insekten angewiesen. [6] Die Tiere sind für unser Ökosystem daher unverzichtbar.

Warum werfen Bienen ihre Fühler ab?

Der Bienenforscher Torben Schiffer hat beobachtet, dass in mit Ameisensäure behandelten Beuten neben vielen toten Bienen und Bienenlarven auch massenweise abgeworfene Fühler zu finden sind. Offensichtlich fügt die Säure den Bienen also immensen Schaden zu. Wie so oft bei der Haltung von Tieren trägt auch für dieses Problem der Mensch die Verantwortung, denn er hält die Bienen in zu grossen Beuten, in denen die Tiere viel zu viel Vorrat, also Honig, anlegen. Dabei bleibt ihnen keine Zeit für wichtige natürliche Verhaltensweisen, wie beispielsweise die gegenseitige Körperpflege, bei der die Milben getötet würden. [7]

Imker mit Bienenstock
Bienen brauchen IHREN Honig für ein gesundes Leben, der Mensch jedoch nicht.

Gibt es Honig von glücklichen Bienen?

Es mag Bienenhalter:innen geben, die eine nachhaltige Imkerei betreiben. Sie rauben den Bienen nicht den ganzen Honig und versuchen, bei der Handhabung möglichst wenige Tiere zu töten. Nichtsdestotrotz fügt jede Form der Imkerei den Bienen und der Natur grossen Schaden zu – ganz gleich, ob sie in der Schweiz oder im Ausland betrieben wird.

SO HELFEN SIE BIENEN, ANDEREN TIEREN UND DER NATUR

Mit jedem Kauf von Honig oder anderen Produkten, die Honig oder Bienenwachs enthalten, unterstützen wir die Ausbeutung der so wichtigen Insekten und fördern das Sterben der Bienen und anderer Insekten. Geniessen Sie deshalb künftig das breite Angebot an veganen Süssungsmitteln wie Apfel- oder Birnendicksaft, Agaven-, Ahorn-, Dattel-, Reis- oder Zuckerrübensirup. Auch fein pürierte Trockenfrüchte bieten sich als gute Alternative an. Und wie wär’s mit selbstgemachtem Löwenzahn-«Honig» aus frischen Löwenzahnblüten?

Unser kostenloses Veganstart-Programm zeigt Ihnen mit hilfreichen Tipps, interessanten Infos und leckeren Rezepten, wie leicht der Umstieg auf eine tier- und umweltfreundliche Ernährungsweise ist. Melden Sie sich dazu ganz einfach per App oder per Mail an – und machen Sie unverbindlich mit.