Reptilienhandel – das grosse Leid der exotischen Tiere

Reptilien wie Echsen, Schlangen, Spinnen und Frösche gehören nicht in ein Wohnzimmer. Das liegt nicht nur an den enorm hohen Lebensansprüchen der Exoten, sondern auch an der Grausamkeit des Handels mit den exotischen Lebewesen, der unglaubliches Tierleid verursacht. Noch immer werden Bartagamen, Schlangen und andere exotische Tiere in vielen Zoohandlungen und im Internet verkauft. Mehrmals im Jahr werden in der Schweiz auch Reptilienbörsen veranstaltet, auf denen Tausende Tiere wie auf Flohmärkten zu Billigpreisen angeboten werden. Woher die Tiere stammen, bleibt in vielen Fällen ungeklärt – die Verkäufer wollen in erster Linie Geld verdienen. 

Die meisten exotischen Tiere sterben im Handel

Exotische Tiere, die für die Privathaltung verkauft werden, sind zu 90 Prozent Wildfänge oder stammen aus Farmzuchten, teilweise aus fernen Ländern. [1] Auch der illegale Handel mit bedrohten Wildtierarten, darunter auch Exoten, floriert und ist nach dem Drogen-, Waffen- und Menschenschmuggel das weltweit grösste illegale Geschäft. [2] Jährlich werden etliche Wildtiere wie «Zierfische» oder Exoten ihrem natürlichen Lebensraum beraubt, um in Schweizer Wohnzimmern gehalten zu werden.

Die Todesraten im Reptilienhandel sind enorm hoch. Viele der sensiblen Tiere sterben bereits auf der Zuchtfarm, beim Einfangen in der Natur oder beim langen Transport. Die Händler kalkulieren Sterberaten von bis zu 70 Prozent ein. [3] 

Eingesperrt in winzige Plastikboxen

PETA konnte in einer Recherche im Heimtierhandel das traurige Leben der Exoten aufdecken. Tiere, die den beschwerlichen Transport überleben, werden von Grosshändlern teilweise jahrelang in kleinen, überfüllten und oft verdreckten Plastikboxen auf Vorrat gehalten. Viele Reptilien sind krank oder verletzt, werden aber nicht tierärztlich behandelt. Auch Trinkwasser wird ihnen nicht immer zur Verfügung gestellt. Eine Recherche von PETA USA beim Grosshändler USGE zeigte auf, dass von insgesamt 26’000 Tieren 80 Prozent krank, verletzt oder bereits tot waren. Jede Woche wurden etwa 3’500 tote und sterbende Tiere «aussortiert».

Gestapelte Boxen mit exotischen Haustieren
Bei Großhändlern werden die Reptilien oft in winzige Plastikboxen eingepfercht und teilweise jahrelang vorrätig gehalten.

Auf zahlreichen Terraristik- und Reptilienbörsen werden die sensiblen Exoten in kleinen Plastikboxen oder Glaskästen zur Schau gestellt und an jeden beliebigen Interessenten verkauft. Die verängstigten Tiere haben meist keine Rückzugsmöglichkeiten und sind von unzähligen Menschen umgeben, was für sie enormen Stress bedeutet. Sie können sich nicht verstecken, einige werden sogar herumgereicht. Die Verkäufer wollen vor allem möglichst viel Umsatz machen – das Wohlergehen der Tiere ist ihnen schlichtweg egal.

Wildfänge: Katastrophe für den Artenschutz

Wildfänge für den Heimtierhandel sind eine regelrechte Katastrophe für den Artenschutz. Um der hohen Nachfrage nach Reptilien und exotischen Tieren nachzukommen und möglichst viel Profit zu machen, werden die artenreichen Regionen unserer Erde geplündert. Leider steht bisher nur ein kleiner Teil der Reptilienarten unter Artenschutz. Oftmals ist es ein langwieriges Verfahren, eine Art innerhalb des Artenschutzabkommens CITES zu schützen. Doch selbst vor geschützten Arten macht der kriminelle Reptilienhandel nicht Halt. So fangen Händler etliche Tiere ein, die in ihren Herkunftsländern geschützt sind, schmuggeln sie nach Europa und verkaufen sie hier legal. In der Schweiz dürfen gewisse geschützte Tiere mit einer Bewilligung eingeführt werden. In der Regel fehlt es an Kontrollen und staatlicher Durchsetzung.

Die Gesetze zum Artenschutz werden einfach umgangen, indem Wildfänge als Nachzuchten deklariert werden. Die wahre Herkunft der Tiere kann oftmals nur schwer überprüft werden. So deckte beispielsweise eine Untersuchung auf, dass 80 Prozent der aus Indonesien exportierten und als Nachzuchten deklarierten Grünen Baumpythons in freier Wildbahn gefangen wurden. Zuchtfarmen verkauften die Tiere unter dem Prädikat «In Gefangenschaft gezüchtet». [4] Besonders zu beachten ist ausserdem eine im Oktober 2020 veröffentlichte internationale Studie, die aufzeigt, dass bei mindestens 21 Arten die gesamte Wildpopulation von Händlern ausgelöscht wurde und dass zahlreiche andere Populationen im Zuge des übermässigen Fangs für den Handel geschrumpft sind. [5]

Exotische Tiere bedrohen die heimische Tierwelt

Nicht nur das Ökosystem der exotischen Gebiete wird durch den massiven Reptilienhandel bedroht, auch die heimische Tierwelt leidet darunter. Da immer wieder Reptilien wie Schlangen, Echsen oder Frösche aus ihren Terrarien entkommen oder von ihren überforderten Haltern ausgesetzt werden, siedeln sich einige Arten in für sie fremden Gegenden an. Diese sogenannten Neobiota stellen eine der grössten Gefahren für die natürliche Biodiversität Europas dar, da die eingeschleppten Tierarten unter anderem heimische Tiere verdrängen und fremde Krankheitserreger verbreiten können.

Grüne Schlange
Immer wieder entkommen exotische Tiere aus Wohnzimmern oder werden einfach ausgesetzt.

Auf diese Weise haben sich der Amerikanische Ochsenfrosch in Deutschland und Frankreich sowie der Tigerpython in Florida ausgebreitet. Diese Tierarten haben in ihren neuen Lebensräumen kaum natürliche Feinde. Beispielsweise wurde die Wildpopulation des geschützten Feuersalamanders durch einen Pilz, der über den Reptilienhandel in die Niederlande eingeführt wurde, innerhalb von zwei Jahren um 96 Prozent reduziert. [6, 7] Insgesamt haben sich 28 Prozent der Tierarten, die in Tierbörsen in Europa gehandelt werden, in der Vergangenheit als invasive Arten angesiedelt. [8]

Wir stehen in der dringenden Pflicht, unsere heimischen Tiere und die Natur zu schützen. Dies ist nur mit einem vollständigen Handelsverbot für exotische Tiere möglich.

Erhöhtes Risiko von Übertragung von Krankheitserregern

Exoten stellen für ihre Halter oftmals eine unerkannte Gefahr dar. So können viele Reptilien durch Gift oder Körperkraft gefährlich für den Menschen werden. Ausserdem tragen 90 Prozent aller Reptilien in Gefangenschaft gesundheitsgefährdende Salmonellose-Erreger in sich. [9, 10] Gerade für Kinder und Immungeschwächte ist dies eine grosse Gefährdung, die oftmals nicht erkannt oder unterschätzt wird. Laut des Robert Koch-Instituts stammt jede dritte Salmonelleninfektion bei Kindern von exotischen Tieren. [10] 

Forscher bestätigen zudem, dass Exotenbörsen potenziell zur Verbreitung von Erregern beitragen, denn Keime können durch den Kontakt zwischen Händlern und Tieren auf Plastikboxen, Tische und andere Gegenstände weiterverbreitet werden. Besucher können diese Keime aufnehmen und auf ihre Kleidung, Gegenstände in der Messehalle oder andere Besucher übertragen. Viele Erreger können tage-, wochen- oder sogar monatelang in den Veranstaltungshallen überleben. Auch bereitgestellte Desinfektionsmittel bieten keinen ausreichenden Schutz.

Mensch, der Echse in der Hand hält
Viele Reptilien können dem Menschen durch Gift, Krankheitserreger oder Körperkraft gefährlich werden.

Wildtierbörsen begünstigen die Entstehung und Verbreitung von Viren und Bakterien. Das Coronavirus hat deutlich gemacht, wie gefährlich der Handel mit exotischen Tieren ist. Nicht nur die neue Coronavirus-Erkrankung COVID-19 stammt von Wildtieren, sondern auch viele weitere wie das Ebolafieber, die SARS-Pandemie, MERS und sogar AIDS. [11, 12, 13] Viele der auf solchen Märkten angebotenen exotischen Tiere, die wenige Tage zuvor ihrem natürlichen Lebensraum entrissen wurden, sind durch tagelange Transporte aus Asien, Afrika und Südamerika in winzigen Plastikboxen stark geschwächt und können als Überträger von Zoonosen ein grosses Risiko darstellen. Ob oder welche tödlichen Viren oder Bakterien sie in sich tragen, ist unbekannt. Fest steht jedoch, dass mit 72 Prozent der grösste Teil aller Zoonosen aus dem Kontakt mit wildlebenden Tierarten resultiert. Der Handel mit diesen Tieren, die Zerstörung ihrer Lebensräume, ihre Ausbeutung und der Verzehr ihres Fleisches erhöhen das Risiko. [14]

Exotische Tiere gehören nicht in eine Wohnung

Reptilien und andere exotische Tiere können niemals artgerecht gehalten werden. Sie sind Wildtiere und nicht an ein Leben mit dem Menschen oder an eine Haltung in Wohnzimmer angepasst. Die Ansprüche an ihren Lebensraum wie Platz, Temperatur, Lichtverhältnisse, Luftfeuchtigkeit, Vegetation und Nahrung sind bei den Exoten sehr hoch und können in Privathand niemals erfüllt werden. Viele Halter sind zudem schnell mit den Tieren überfordert und setzen sie aus oder bringen sie in ohnehin überfüllte Tierheime und Auffangstationen.

Man sieht den sensiblen Tieren ihr Leid oft nicht an, doch bereits der Blick eines Menschen kann sie in Todesangst versetzen. Der ständige Stress und die Angst zeigen sich oft in stereotypem Verhalten wie dem ständigen Hochlaufen an Glaswänden. Auch leiden enorm viele Reptilien unter Krankheiten, die durch Haltungsfehler verursacht wurden. [15] Andere Exoten sterben frühzeitig, weil der Halter eine Erkrankung nicht erkennt, die Behandlung zu spät begonnen wird oder kein fachkundiger Reptilien-Tierarzt in der Nähe ist.

WAS SIE TUN KÖNNEN

  • Bitte kaufen Sie keine Reptilien oder andere exotischen Tiere.
  • Besuchen Sie bitte keine Reptilienbörsen und bitten Sie auch Ihre Familie und Freunde, dies nicht zu tun.
  • Wenn Sie einem tierischen Mitbewohner ein Zuhause geben möchten und über die nötige Sachkunde verfügen, adoptieren Sie bitte ein Tier aus einer Auffangstation oder dem Tierheim.