DAUNEN: ENTEN UND GÄNSE LEIDEN WEGEN IHRER FEDERN

Trotz zahlreicher Alternativen zu Daunen und Federn mit sehr guten isolierenden Eigenschaften verarbeiten noch immer zahlreiche grosse Unternehmen der Bekleidungsindustrie die Federn und Daunen von Milliarden Enten und Gänsen: Weltweit werden die Wasservögel gequält und getötet, um ihr Federkleid in Jacken, Duvets oder Schlafsäcke zu stecken – auch in der Schweiz sind diese Tierqualprodukte erhältlich.

In der Schweiz ist die qualvolle Prozedur des sogenannten Lebendrupfes zwar verboten, doch Produkte, die aus Daunen bestehen, werden nicht nur aus Schweizer Federn hergestellt, sondern auch mit solchen, die aus Ländern wie China, Ungarn oder Polen stammen können – dort wird die Prozedur regelmässig durchgeführt.

Inhaltsverzeichnis:

Daunen und Federn – das ist der Unterschied

Wasservögel wie Enten und Gänse haben ein Untergefieder, das sie vor Hitze und Kälte schützt. Dieses Untergefieder wird als Daunen bezeichnet und unterscheidet sich von anderen Federn dadurch, dass es keinen Federkiel hat und daher sehr leicht und weich ist. Die Daunenindustrie nutzt diese Eigenschaften ohne Rücksicht auf Millionen Tiere aus und verarbeitet sie als isolierende Schicht in Jacken, Betten oder Schlafsäcken.

Zwangsernährung und Krankheiten: Daunen sind immer mit Tierleid verbunden

Enten und Gänse werden wegen ihrer Daunen, Federn und ihres Fleisches oftmals zu Zehntausenden auf Zuchtfarmen gehalten und sind oft in dunklen, verdreckten Hallen eingesperrt.

Um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu bleiben, müssen Unternehmen die Produktionskosten möglichst gering halten – daher sollen die Tiere möglichst schnell möglichst viel Gewicht zulegen, um das Gewicht zu erreichen, mit dem sie getötet werden. Häufig sind gesundheitliche Probleme wie Gelenkentzündungen, verkrüppelte und gebrochene Beine, Atemnot und Herzanfälle die Folge. Schwächere Tiere verlieren oft den Kampf um Nahrung und Wasser und werden von kräftigeren Artgenossen verletzt oder niedergetrampelt.

stopfleber gans fuetterung

Die unhygienischen Bedingungen auf Zuchtfarmen sind der ideale Nährboden für Krankheitserreger – viele Enten und Gänse würden die Zeit der Mast ohne Medikamente wie Antibiotika nicht überleben.

Auch Daunen aus der in der Schweiz verbotenen Herstellung von Stopfleber können sich in Produkten befinden, die hierzulande erhältlich sind. Bei der Produktion des Tierqualprodukts werden Enten und Gänse in winzigen Käfigen eingesperrt und zwangsernährt: Ihnen wird ein Rohr tief in den Hals geschoben, mit dem ihnen täglich bis zu ein Kilogramm eines fetten Maisbreis in den Magen gepumpt wird. Nach kurzer Zeit sind die Gänse stark verfettet, ihre Leber hat sich auf das Zehnfache aufgebläht. [1] Wenn sie für die Herstellung von Leberpastete getötet werden, werden ihre Federn an Händler weiterverkauft.

Daunenprodukte mit Federn aus qualvollem Lebendrupf in der Schweiz

Der Lebendrupf ist in der Schweiz genau wie in der EU verboten. Dennoch findet die tierquälerische Praktik in einigen europäischen Betrieben in Ländern wie Ungarn, Rumänien oder Polen statt – die für einen grossen Teil der europäischen Daunenproduktion verantwortlich sind. Möglich macht dies ein Schlupfloch im EU-Recht, nach dem das Einsammeln der Federn während der natürlichen Mauser erlaubt ist. Der grösste Teil der weltweit gehandelten Daunen stammt aus China [2] – wo Lebendrupf vielfach durchgeführt wird. Im Jahr 2016 wurden 500 Tonnen Daunen und Federn in die Schweiz importiert – grösstenteils aus Polen, Ungarn, Russland, der Ukraine und Frankreich. Das Material wird hauptsächlich für die Bettwarenproduktion verwendet. Die Hersteller distanzieren sich dabei seit Jahren vom Lebendrupf und geben an, nur Daunen «von toten Tieren» zu beziehen, dass die Gänse also erst gerupft wurden, nachdem sie getötet worden waren. Dieses Bekenntnis schliesst allerdings nicht aus, dass die Tiere vor ihrem Tod mehrmals lebendig gerupft worden sind oder dass die Daunen von Tieren aus Stopfmast stammen. [3] Oftmals werden Jacken, Schlafsäcke oder andere Daunenprodukte im Ausland produziert. Diese Produkte können ebenfalls mit Lebendrupf-Daunen isoliert sein.

gerupfte gans
©Vier Pfoten International/Farm Watch
©Vier Pfoten International/Farm Watch

Um den Tieren bei lebendigem Leib die Federn und Daunen aus ihren Körpern zu reissen, wandern Arbeiter:innen von Betrieb zu Betrieb, fixieren jedes einzelne Tier der Zuchtfarm grob zwischen den Beinen und reissen den Vögeln unter grossen Schmerzen die Daunen und Federn aus der Haut. Abhängig von der geplanten Lebensspanne werden Gänse zwischen vier- und fünfzehnmal in ihrem Leben gerupft. [4]

Für Daunen werden Tiere getötet

Bei Enten dauert die Mast 5 bis 12, [5] bei Gänsen 12 bis 23 Wochen, [6] bis die Tiere das von der Industrie vorgesehene Verkaufsgewicht erreicht haben. Alle Tiere, die diese Zeit in den oftmals dunklen und verdreckten Hallen überlebt haben, werden von Arbeiter:innen grob in Transportboxen gestopft. Meist werden an einem Tag mehrere Hundert Tiere verladen – die Angestellten müssen also unter Zeitdruck arbeiten. Aufgrund des unvorsichtigen Umgangs passiert es immer wieder, dass Gliedmassen zwischen den Boxen eingeklemmt und Knochen gebrochen werden. Selbst bei extremen Wetterbedingungen werden die so zusammengepferchten Tiere teils Hunderte Kilometer zum Schlachthof transportiert. Dort werden die gestressten und verängstigen Tiere kopfüber an ein Fliessband gehängt und erleben teilweise bei vollem Bewusstsein, wie sie zu einem rotierenden Messer gefahren werden, das ihnen die Kehle aufschlitzt. Nach ihrem Tod reissen ihnen Maschinen die Federn aus der Haut, die schliesslich zu Daunenprodukten verarbeitet werden.

gans getoetet

Zertifikate für «verantwortungsvolle» Daunen verhindern kein Tierleid

Um ihren schlechten Ruf aufzubessern, hat die Daunenindustrie zahlreiche Zertifikate entwickelt, um sich und ihren Produkten einen humanen Anstrich zu geben. Diese sind jedoch nicht in der Lage, die von ihr ausgebeuteten Enten und Gänse vor dem strukturellen Leid und Tod zu bewahren – und unabhängige staatliche Zertifikate mit Kontroll- oder Sanktionsmöglichkeiten existieren nicht.

Zertifizierte Daunenartikel versprechen oftmals, dass für diese Produkte keine Gänse bei lebendigem Leib gerupft wurden. Da die Kontrollen oftmals jedoch mangelhaft und die Lieferketten für Daunen sehr intransparent sind, kann die genaue Rupfart im Nachhinein kaum nachvollzogen werden: [7]

  • Nachdem die Federn gewaschen wurden, lässt sich nicht mehr erkennen, ob sie von einem lebenden oder toten Tier stammen. Es können also Federn aus dem Tot- und Lebendrupf vermischt werden, ohne dass dies nachgewiesen werden könnte. Dadurch können Gesetze und Zertifikate, die den Handel von Daunen aus Lebendrupf oder Stopfmast verhindern sollen, leicht umgangen werden.
  • Es gibt Zertifikate, die sich nur auf die letzte Rupfung eines Tieres im Schlachthof beziehen – wie es den Tieren davor ging, erfahren die Händler oft nicht. Daunen, die mit solchen Siegeln als «Schlachtrupf» gekennzeichnet wurden, können damit von einem Tier stammen, das vor seinem Tod im Schlachthaus regelmässig gerupft wurde.
  • Selbst wenn Vögel erst nach dem Töten im Schlachthof gerupft werden, verbringen sie meist ihr Leben zusammengepfercht auf verdreckten Farmen und werden im Schlachthaus gewaltsam getötet – deswegen sind auch Daunen aus dem «Totrupf» keine tierfreundliche Alternative.

So schlecht ist die Daunenproduktion für Klima, Umwelt und Gesundheit

Die Daunenindustrie und Unternehmen, die mit den Federn von Enten und Gänsen Profite machen möchten, bewerben Produkte aus Daunen gerne als nachhaltige und natürliche Produkte – obwohl das mit der Realität wenig zu tun hat.

Klima- und Umweltzerstörung

Weltweit werden Milliarden Enten und Gänse gezüchtet, die mit Unmengen an Ausscheidungen das Klima belasten und zur Grundwasser- und Bodenverschmutzung beitragen. Damit die Tiere schneller wachsen und möglichst profitabel sind, erhalten sie eiweissreiche Tiernahrung, für deren Herstellung riesige Bodenflächen und fruchtbare Böden verschwendet werden – teilweise wird dafür auch Regenwaldfläche gerodet. [8] Die Tierwirtschaft ist für bis zu 20 Prozent der weltweiten menschengemachten Treibhausgasemissionen verantwortlich – somit ist die Produktion tierischer Produkte wie Daunen, Leder oder Fleisch aus ökologischer Sicht katastrophal. [9]

Federn und Daunen müssen nach dem Rupfen weiterverarbeitet werden: Oft werden sie dabei mit chlorhaltigen Reinigungs- und Desinfektionsmitteln oder anderen chemischen Stoffen behandelt, die die Umwelt stark belasten können. [10] Für das Trocknen, Sortieren und Transportieren der Daunen wird viel Energie benötigt, was die schlechte Umweltbilanz zusätzlich erhöht.

Erhöhtes Pandemierisiko

Die massenhafte Zucht von Tieren birgt ein enormes Risiko für die menschliche Gesundheit. Renommierte Wissenschaftler:innen vermuten den Ursprung der aktuellen Coronapandemie in der Zucht von Tieren in der Pelzindustrie und warnen bereits vor der nächsten möglichen Pandemie in Form der Vogelgrippe – denn diese verbreite sich derzeit weltweit immer stärker.

Bei der Herstellung tierischer Produkte wie Fleisch, Milch, Leder und Daunen möchten grosse Unternehmen möglichst viel Profit machen. Daher werden möglichst viele Tiere möglichst kostengünstig auf engstem Raum eingesperrt – solche Bedingungen sind für Viren und andere Erreger perfekt, um zu mutieren und auf den Menschen überzuspringen. [11-13]

Daunen – tierfreundliche Alternativen

Niemand muss sich mit den Federn gequälter Tiere wärmen oder schmücken – es gibt zahlreiche pflanzenbasierte Alternativen zu Daunen: Baumwolle, Viskose, Lyocell, Polyester, Primaloft, Thermal R oder die Pflanzendaune Kapok sind heute überall erhältlich.

Hochwertige pflanzliche und synthetische Materialien zeichnen sich durch ihre isolierenden Eigenschaften aus und haben den Vorteil, dass sie pflegeleicht sind. Tierische Daunen verlieren bei Nässe ihre isolierenden Eigenschaften, zudem wird die Bildung von Pilzen und Bakterien begünstigt. [14] Wer keine Tierquälerei unterstützen möchte, sollte also zu tierfreundlichen Alternativen statt zu Daunen greifen. Durch die Entscheidung für Jacken, Decken, Kissen und Schlafsäcke aus tierfreundlichen Materialien profitieren also nicht nur die Tiere, sondern auch die Konsument:innen.

So können Sie Enten, Gänsen und anderen Tieren in der Bekleidungsindustrie helfen

In der Bekleidungs- und Ernährungsindustrie sollen möglichst grosse Profite mit den Tieren gemacht werden – dafür werden weltweit Milliarden Tiere skrupellos ausgebeutet. Die grundlegend falsche Annahme, Tiere seien dazu da, Menschen einen «Nutzen» zu bringen ist speziesistisch. Gänse, Enten und andere Tiere sind fühlende Lebewesen, die ein glückliches und möglichst selbstbestimmtes Leben verdient haben.

Wenn Sie dazu beitragen möchten, das milliardenfache Tierleid in den ausbeuterischen Industrien zu beenden, sollten Sie sich für eine vegane Lebensweise entscheiden: Greifen Sie beim Einkaufen auf pflanzliche Alternativen (Titel: Vegane Wolle: die beliebtesten Alternativen) zu tierischen Produkten wie Wolle, Leder und Daunen. Unser 30-tägiges Veganstart-Programm hilft Ihnen kostenlos und unverbindlich mit hilfreichen Tipps und leckeren Rezepten beim Umstieg auf eine vegane Lebens- und Ernährungsweise – per App oder per Mail.