Ziegenmilch: Alle Infos über das Tierleid für Ziegenkäse & Co.

Ziegenmilchprodukte wie Ziegenkäse sind in der Schweiz beliebter als je zuvor – 2019 wurde mit 23´100 Tonnen etwa doppelt so viel Ziegenmilch hergestellt wie noch Anfang der 2000er-Jahre. [1, 2] Darunter leiden nicht nur die Muttertiere, sondern auch unzählige kleine Zicklein, die wie Abfallprodukte behandelt und getötet werden. [3] Dabei ist Ziegenmilch für eine gesunde Ernährung gar nicht nötig, sondern kann sogar negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben.

Zicklein als «Nebenprodukte» im Schlachthof getötet

Wie Kühe, Menschen und alle anderen Säugetiere produzieren Ziegen nur Milch, nachdem sie ein Kind geboren haben. Die Milch dient zur Ernährung des Tierkindes. Damit der Milchfluss konstant hoch bleibt, werden weibliche Ziegen teilweise jedes Jahr erneut geschwängert. Da Ziegenfleisch in der Schweiz jedoch nicht so beliebt ist wie Ziegenmilch, betrachten Landwirt:innen die Tierbabys nicht selten als lästige Nebenprodukte und behandeln sie entsprechend. [2] Besonders männliche Zicklein sind für die Milchindustrie nicht «brauchbar», da sie nicht als Milchmaschinen benutzt werden können.

Nach ihrer Geburt werden die kleinen Zicklein meist direkt von ihren Müttern getrennt. Viele Milchbetriebe verkaufen die Tierkinder bereits nach wenigen Tagen an Handelsunternehmen oder direkt zur Mast. In Mastbetrieben verbringen sie die wenigen Wochen ihres Lebens meist unter schrecklichen Haltungsbedingungen. Die aktiven und bewegungsfreudigen Tiere werden oft in kargen Ställen ohne ausreichende Klettermöglichkeiten oder Weidegang gehalten. Nicht selten sind sie krank und ausgehungert, wenn sie in den Schlachthöfen ankommen. [4] Die Zicklein sind erst sechs bis acht Wochen alt, wenn sie im Schlachthof getötet werden. [5]

Weibliche Ziegen werden ihr Leben lang ausgebeutet

Weibliche Zicklein, die nicht im Schlachthof getötet werden, werden wie ihre Mütter in der Milchindustrie ausgebeutet. Auch sie werden gezwungen, jedes Jahr ein neues Zicklein zur Welt zu bringen, was ihnen ebenso wie ihre Milch weggenommen wird. Die Ziegen werden häufig in grossen Betrieben und unter artwidrigen Bedingungen gehalten. Während es in der Schweiz immer mehr Ziegen gibt, nimmt die Anzahl der Betriebe ab. 2019 wurden in der Schweiz 37´000 Ziegen wegen ihrer Milch gehalten, 73 Prozent von ihnen in der konventionellen Tierhaltung. [1] Die bewegungsfreudigen, neugierigen und intelligenten Tiere müssen ihr Leben in Ställen verbringen, in denen sie oft nur wenig Platz haben. So stehen erwachsenen Ziegen in Gruppenhaltung maximal 2,2 Quadratmeter pro Tier zu, Zicklein gerade mal 0,3 Quadratmeter. Auch die Anbindehaltung ist in der Schweiz zeitweise erlaubt und wird immer noch praktiziert. [6]

Lässt die Milchleistung der Ziegen nach, werden sie krank oder ist ihr Körper so ausgemergelt, dass sie nicht mehr schwanger werden können, werden sie als «unwirtschaftlich» betrachtet und im Schlachthaus getötet. Dabei werden sie meist mittels Bolzenschuss oder einer Stromzange betäubt, bevor ihnen die Kehle aufgeschlitzt wird. Da es häufig zu Fehlbetäubungen kommt, ist es keine Seltenheit, dass Ziegen und Zicklein beim Kehlenschnitt noch bei Bewusstsein sind. 2020 zeigte eine Untersuchung des Schweizer Bundesamtes für Lebensmittelwirtschaft und Veterinärwesen, dass in vielen Schweizer Schlachtbetrieben regelmässig Tierschutzvorschriften missachtet werden. [7]

Ist Ziegenmilch gesund?

Es ist ein Irrglaube, dass Menschen die Milch von Kühen, Ziegen oder anderen Tieren bräuchten, um an Nährstoffe wie Kalzium zu gelangen. So ist die Aufnahme von Nährstoffen wie Vitaminen und Mineralstoffen über Pflanzen nicht nur tierfreundlicher, sondern auch gesünder für uns. So lässt sich unser Tagesbedarf an Kalzium leicht über pflanzliche Lebensmittel wie Grünkohl, Rucola, Brokkoli, Haselnüsse, Mandeln sowie Chia-, Sesam- oder Leinsamen decken. Auch kalziumhaltige Mineralwässer oder mit Kalzium angereicherte Pflanzendrinks sind eine gute Quelle.

Ziegenmilch kann für uns Menschen sogar ungesund sein, da sie alle Nährstoffe und Fette enthält, die ein Ziegenbaby braucht. So hat sie einen relativ hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren, die bei Ziegenbabys für ein gesundes Wachstum sorgen, bei uns Menschen jedoch den Cholesterinspiegel im Blut erhöhen können. Gesättigte Fettsäuren werden auch mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt in Verbindung gebracht. Nicht ohne Grund raten die meisten Schlaganfall-Spezialisten zu einer Ernährung mit wenig gesättigten Fettsäuren und viel Obst, Gemüse, Omega-3-Fettsäuren und Nüssen. Studien haben gezeigt, dass eine pflanzliche Ernährung reich an Antioxidantien ist, die das Risiko eines Schlaganfalls reduzieren. [8]

Für Menschen mit Laktoseintoleranz ist Ziegenmilch keine Alternative zu Kuhmilch, denn auch sie enthält den Milchzucker Laktose und kann somit Verdauungsbeschwerden verursachen. [9, 10] Eine Laktoseintoleranz ist jedoch völlig natürlich: Nach der Entwöhnung von der Muttermilch nimmt die Produktion des Enzyms Laktase im Darm von Kindern natürlicherweise ab, da das Trinken von Muttermilch biologisch nur innerhalb der ersten Lebensjahre vorgesehen ist. Ein grosser Teil der weltweiten Bevölkerung ist im Erwachsenenalter von Laktoseintoleranz betroffen. Menschliche Muttermilch ist für Menschenbabys und die Muttermilch anderer Tierarten für ihre Tierkinder: Ziegenmilch für Zicklein, Kuhmilch für Kälber und Schafsmilch für Lämmer.

Ziegenmilch ist umweltschädlich

Ziegenmilch hat einen vergleichbaren CO2-Fussabdruck wie Kuhmilch und ist somit äusserst umweltschädlich. [11] Die weltweite Milchindustrie verursacht jährlich tonnenweise Treibhausgase wie Kohlendioxid, Lachgas und Methan. Da Ziegen, genau wie Kühe und Schafe, Wiederkäuer sind, stossen sie bei der Verdauung Methan aus, was 25-Mal klimaschädlicher ist als CO2. Insgesamt ist die weltweite Tierwirtschaft für 14,5 Prozent aller Treibhausgase verantwortlich – mehr als der gesamte Verkehrssektor. [12]

Ziegenmilch ist zudem mit Umweltproblemen verbunden, denn für den Anbau von Futtermitteln für wie Soja werden riesige Flächen Regenwald abgeholzt – auch für die Schweizer Milchwirtschaft. Rund 75 Prozent des weltweit angebauten Sojas landet in den Futtertrögen der Tiere. [13] Auch der hohe Wasser- und Energieverbrauch durch die Milchindustrie sowie der Ausstoss von Feinstaub belasten unser Klima enorm.

WAS SIE TUN KÖNNEN

Glücklicherweise brauchen wir Menschen keine Milch von Tieren, um uns gesund und ausgewogen zu ernähren. Heutzutage gibt es zahlreiche vegane Alternativprodukte für Käse, Joghurt und Milch, sodass wir für Geschmackserlebnisse nicht auf Ziegenmilch angewiesen sind. Auch für Fleisch, Eier und Fischfleisch sind viele pflanzliche Alternativen erhältlich, für die kein Tier leiden muss.