Verhaltensstörungen: Sind Tiere im Zoo psychisch krank?

Wussten Sie, dass Tiere im Zoo so sehr unter der Gefangenschaft leiden, dass viele von ihnen Verhaltensstörungen entwickeln und einige sogar mit Psychopharmaka behandelt werden? Die beengte Haltung, die Beschäftigungslosigkeit und der Bewegungsmangel führen dazu, dass viele Tiere psychisch erkranken. Einige sterben, lange bevor sie ihre natürliche Lebenserwartung erreicht haben. [1]

Verhaltensstörungen und Stereotypien bei Tieren im Zoo

Wer schon einmal einen Zoo besucht hat, hat vermutlich die eine oder andere Verhaltensstörung bei Tieren beobachtet: Elefanten, die ihren Kopf unentwegt hin- und herschaukeln. Tiger und Bären, die im Gehege immer wieder auf und ab laufen. Giraffen, die zwanghaft an den Gitterstäben lecken, und Vögel, die sich ihr eigenes Gefieder ausrupfen. Dies alles sind Stereotypien, die zu den Verhaltensstörungen zählen.

Stereotypien sind sich ständig wiederholende und artuntypische Verhaltensweisen und Leerlaufhandlungen. [2] Die Tiere üben die Bewegungen nicht aus, weil sie einen Sinn ergeben. Vielmehr werden Stereotypien als Ausdruck von seelischem Leid gewertet. 

Warum werden Tiere im Zoo psychisch krank?

Zu den Hauptgründen, warum Tiere im Zoo Verhaltensstörungen entwickeln, zählen:

  • Platzmangel
  • Beschäftigungsmangel
  • Verwehrung natürlicher Verhaltensweisen
  • Traumatische Erlebnisse

Kein Zoo auf dieser Welt kann den hohen Ansprüchen gerecht werden, die Tiere an ihren Lebensraum haben. Die Reviere von Elefanten, Tiger und Bären sind in freier Wildbahn mehrere Quadratkilometer gross, und viele Tiere legen jeden Tag mehrere Kilometer zurück. Diese Bewegungsfreiheit ist in Gefangenschaft nicht gegeben. Eine Studie hat gezeigt, dass Raubtiere im Zoo häufiger an Stereotypien leiden und die Jungtiersterblichkeit höher ist, je grösser ihr Streifgebiet in der Natur wäre. Besonders betroffen sind dabei Eisbären, denn die Grösse ihrer Zoogehege entspricht im Mittel nur einem Millionstel ihres Reviers in freier Wildbahn. [3] Auch sind laut WWF ausnahmslos alle Tiger in Zoos verhaltensgestört. [4] 

In Zoos sind die Tiere auch in anderen natürlichen Verhaltensweisen wie der Nahrungssuche oder dem Paarungsverhalten stark eingeschränkt, was zu ausgeprägter Langeweile und psychischem Leid führt. So essen beispielsweise verhaltensgestörte Schimpansen in Gefangenschaft teilweise ihre eigenen Exkremente oder ihr Erbrochenes, schaukeln mit dem Oberkörper permanent hin und her, ziehen sich extrem zurück und verstümmeln sich teilweise sogar selbst. [5]

Auch traumatische Erlebnisse können Verhaltensstörungen bei Tieren auslösen. So sind Elefanten oder Menschenaffen, die als Wildfänge von ihrer Familie getrennt wurden, besonders betroffen. Auch bei sogenannte Handaufzuchten kommt es häufiger zu Stereotypien, beispielsweise bei Orang-Utans. [6] 

Psychopharmaka: Tiere im Zoo werden ruhiggestellt

Viele zoologische Einrichtungen verabreichen den Tieren Psychopharmaka wie Beruhigungsmittel oder Antidepressiva, um das stereotype Verhalten zu unterdrücken. Die Zoobesucher:innen sollen das Leid der Tiere nicht sehen. Auch Schweizer Zoos setzen diese Medikamente ein. So gab etwa der Züricher Zoo bereits den Einsatz von Antidepressiva zu; und im Basler Tierpark wurde beispielsweise dem Organ-Utan Bagus ein pflanzlicher Stimmungsaufheller verabreicht. [7] 

Zoos setzen Psychopharmaka unter anderem bei psychischem Leid wie Depressionen und Selbstverstümmelungen, sozialen Spannungen, aggressivem Verhalten und der Zusammenführung von Tieren ein. Damit sollen Tiere, die mit den mangelhaften und artwidrigen Haltungsbedingungen nicht zurechtkommen, ruhiggestellt werden. [8] Viele Zoobetreiber verharmlosen die Medikamentengabe und geben nicht zu, dass die Tiere unter den Haltungsbedingungen leiden und deswegen Psychopharmaka angewendet werden. 

Hungriges Kind

Wie Sie Tieren im Zoo helfen können

Helfen Sie, das Leid der Tiere zu beenden, indem Sie niemals zoologische Einrichtungen wie Zoos, Tierparks oder Wildparks besuchen. Bitten Sie auch Familie, Freund:innen und Bekannte, ebenfalls keine Zoos zu besuchen und machen Sie sie auf die zahlreichen tierfreundlichen Alternativen aufmerksam.