„Exotenleder”: Krokodile, Schlangen und Warane leiden für Mode

Die Schweiz gilt als Drehscheibe für den internationalen Handel mit der Haut von Wildtieren – insbesondere Reptilienhäute. [1] Mehr als 250 Schweizer Firmen gründen ihre Wirtschaftlichkeit auf die Ausbeutung von Alligatoren, Krokodilen, Schlangen und Waranen für die spätere Verarbeitung ihrer Häute. [2] Hauptabnehmer von sogenanntem „Exotenleder” ist vor allem die Uhrenbranche mit dem Verkauf von Uhrenarmbändern.

Hinter dem Geschäft mit Exotenhäuten steckt ein grausames System gnadenloser Tierausbeutung und oft illegalem Tierhandel. Viele Schweizer Importeure sind sich beim Kauf von „Exotenleder” aus dem Ausland der tierquälerischen Bedingungen nicht bewusst, unter denen die Tiere gelitten haben – auch für Accessoires von Schweizer Modemarken. 

In diesem Blogbeitrag erfahren Sie alles über die Missstände hinter dem brutalen Geschäft mit „Exotenleder” für unsere Kleidung.

Inhaltsverzeichnis:

Schlangen, Echsen und Co. leiden wegen des Schuppenmusters ihrer Haut

In der Schweiz sind Modeartikel aus der Haut von Wildtieren aufgrund der vermeintlich exotischen Optik des Schuppenmusters leider immer noch sehr gefragt. Vor allem Schlangen, darunter verschiedene Pythonarten, Warane, Krokodile und Alligatoren fallen der Profitgier hiesiger Modeunternehmen und der damit verbundenen Nachfrage der Verbraucher zum Opfer. [1] Während aus Schlangenhäuten am häufigsten Taschen hergestellt werden, wird die Haut von Waranen vorrangig zu Armbändern für Luxusuhren verarbeitet. Krokodilhäute finden sich in allen möglichen Accessoires – von Schuhen über Geldbörsen hin zu Gürteln. Andere Körperteile von Tieren enden oft als «Wohnaccessoires» wie etwa Briefbeschwerer aus Tatzen oder dem Schädel. [2]

Handtasche aus Exotenleder
Jährlich werden Millionen Reptilien getötet, um ihre Haut zu Schuhen, Handtaschen und anderen Accessoires zu verarbeiten.

Ausbeutung der Natur und quälerische Tierzucht für Reptilienleder

Für die Verarbeitung ihrer Häute zu Accessoires leiden und sterben exotische Tiere, die auf Zuchtfarmen gehalten oder in der Wildnis gefangen werden. In die Schweiz importierte Reptilienhäute stammen oft aus Südostasien, Afrika oder den USA. [1] Viele Tiere werden als sogenannte Wildfänge aus ihrem natürlichen Lebensraum gerissen, andere unter grauenhaften und gesundheitsschädlichen Bedingungen auf Farmen gezüchtet – nur, um als unnötiges Luxusprodukt für Menschen zu enden.

Im Hinblick auf den Artenschutz ist das Einfangen von Wildtieren besonders dramatisch, denn die Tiere werden ihrem natürlichen Lebensraum qualvoll entrissen. Warane beispielsweise werden aus «Qualitätsgründen» lebendig eingefangen, gefesselt und mit unzähligen Artgenossen zusammen in Säcke gesteckt. Der Transport zu den meist weit entfernten Schlachthäusern dauert teilweise mehrere Tage, in denen die Tiere verschnürt ohne Nahrung und Wasser verharren müssen. Von den Schlachthöfen aus werden ihre Häute an Grosshändler geliefert, die wiederum den Weltmarkt, vor allem die Schweiz, beliefern. Für die Herstellung von Schlangenleder werden neben Waranen auch lebende Schlangen, darunter viele Pythonarten, in der Wildnis gefangen. Da die Aufzucht der Tiere für die Industrie kostspielig ist, entscheiden sich die Händler für die «wirtschaftlichere» Variante – die Natur zu plündern. Das hat jedoch fatale Auswirkungen auf verschiedenste Wildtierbestände, die durch den Exotenhandel massiv dezimiert werden.

Herkunft von „Exotenleder” oft falsch deklariert

Manche Menschen finden es moralisch akzeptabel, Erzeugnisse aus der Haut von WIldtieren, wie etwa Handtaschen, zu kaufen, wenn die getöteten Tiere aus Zuchtfarmen stammen. Dies ist aus mehreren Gründen ein Trugschluss: Zum einen ist es ethisch niemals vertretbar, Tiere in die Welt zu bringen, zu züchten und zu töten, um aus ihren Körpern Kleidung oder Accessoires für Menschen herzustellen. Zum anderen geben Etikettierung oder Zertifikate keinerlei Aufschluss über die wirkliche Herkunft der Tiere, die ihrer Häute wegen getötet wurden.

Angesichts der Koexistenz des legalen und illegalen Handels mit exotischen Häuten lässt sich der tatsächliche Ursprung einer Tierhaut in den wenigsten Fällen nachweisen. In vielen Ursprungsländern, wie Indonesien oder Malaysia, gibt es reichlich Belege über gängige Praktiken, bei denen korrupte Beamte legale Lizenzen ausstellen und damit dazu beitragen, das Einfangen wilder Tiere zu verschleiern. Eine weitere in Südostasien gebräuchliche Methode besteht darin, illegale Wildfänge als Farmzuchten zu deklarieren. Da man über den Gefährdungsstatus vieler Tierarten nichts weiss, kann keine Aussage über die Auswirkungen von illegalem – aber auch legalem – Handel auf ihre Population in freier Wildbahn getätigt werden. [3] 

So wurde beispielsweise festgestellt, dass 80 Prozent der aus Indonesien importierten Häute von Baumpythons stammen, die in freier Wildbahn gefangen wurden. [4] Die Etiketten der verarbeiteten Produkte besagen jedoch, dass das Leder von Tieren aus «Zuchtfarmen» stammt und über den Nachweis «In Gefangenschaft gezüchtet» verfügt.

Miserable Bedingungen auf Zuchtfarmen bergen Gesundheits- und Pandemierisiken

Der Handel mit der Haut von Wildtieren hat jedoch nicht nur drastische Auswirkungen auf den Artenschutz. Ein weiteres Argument stellen die katastrophalen Haltungsbedingungen der Tiere dar. Wir von PETA Schweiz und unsere internationalen Partnerorganisationen konnten bereits Aufnahmen aus Zuchtanlagen in den USA, Simbabwe und Vietnam veröffentlichen.

Auf solchen Farmen vegetieren Alligatoren und Krokodile ihr ganzes Leben unter miserablen hygienischen Bedingungen zu Tausenden in kargen, teilweise völlig finsteren Betongruben vor sich hin. Die Wasserbecken, die den Tieren als eine Art «Bademöglichkeit» dienen sollen, sind extrem unsauber und verursachen Krankheiten. Hinzu kommt, dass die auf engstem Raum zusammengepferchten Einzelgänger Aggressionen entwickeln, was wiederum zu Kämpfen und Bissverletzungen führt. Trotzdem fehlt oftmals eine medizinische Grundversorgung.

Krokodillederfarm
Alligatoren und Krokodile müssen in << Zuchtfarmen >> unter grauenvollen Bedingungen leben.

Eine internationale Veröffentlichung von PETA Asien zeigte Aufnahmen aus einer Pythonfarm, in der die Schlangen zu Tausenden in dreckigen Drahtkäfigen gehalten werden, die so winzig sind, dass sich die Exoten kaum bewegen oder ausstrecken können. Ohne Beschäftigungsmöglichkeiten, Wasser oder Nahrung warten sie auf ihren grausamen Tod. Da die dringend notwendige Temperaturregulation der Tiere in dieser Haltungsform nicht möglich ist, leiden viele Schlangen an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems.

Die unhygienischen Bedingungen und der enge Kontakt zwischen den oftmals kranken und verletzten Tieren dienen als Brutstätten für potenziell gefährliche Infektionskrankheiten, wie etwa COVID-19. Zoonosen, also Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragbar sind, haben in diesem Umfeld ein leichtes Spiel. Im späteren Tötungs- und Häutungsprozess wird dieses Risiko weiter verschärft, denn Arbeiter kommen ohne Schutzausrüstung in Kontakt mit Blut und Innereien der Tiere. Somit stellt die Ausbeutung der Tiere zu Profitzwecken ein potenzielles Risiko für die Entwicklung von Pandemien dar.

Krokodile, Schlangen und Warane für „Exotenleder” qualvoll getötet

Bereits 2013 hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) in einer Studie bestätigt, dass viele der gängigen Tötungsmethoden in der „Exotenlederindustrie” als inhuman anzusehen sind. Dazu zählen das Enthaupten, Einfrieren, Erhitzen, Ersticken, Ertränken der Tiere oder das Aufschlitzen der Halsschlagader. [3]

Besonders bei Wildfängen schlagen Amateure oftmals die Köpfe von Waranen und Schlangen ein, doch die sofortige Zerstörung des Gehirns und damit ein schneller Tod sind die Ausnahme. Stattdessen überleben viele Tiere die schmerzhaften Schläge mit zertrümmerter Schädeldecke und erleben bei lebendigem Leib, wie sie mit Wasser aufgepumpt werden und ihnen die Haut vom Körper gezogen wird. Auf vietnamesischen Farmen werden Mund und Anus von Pythons zugeschnürt und dann ein Loch in den Körper der Tiere geschnitten. Anschliessend wird ein Schlauch eingeführt, über den die noch lebenden Tierkörper auf qualvolle Weise mit Luft aufgepumpt werden, sodass sie sich ballonartig ausdehnen. Da Reptilien gegenüber Elektroschocks widerstandsfähiger sind als andere Tiere, schlagen Betäubungsversuche mittels Autobatterien meist fehlt. Deshalb erleben die Tiere oft noch bei vollem Bewusstsein und unter unerträglichen Schmerzen, wie sie aufgepumpt, gehäutet und ausgeweidet werden.

Auch Alligatoren und Krokodile erleiden einen qualvollen Todeskampf in den Schlachthäusern der Zuchtbetriebe. Auf der Schlachtbank fixiert, wird ihnen der Nacken mit einem scharfen Messer aufgeschnitten, um Rückenmark und Wirbelsäule zu durchtrennen. Nun wird ein Metallstab vom Nacken her in das Gehirn gerammt und anschliessend durch das Rückenmark getrieben, womit eben jenes entfernt werden soll. Insgesamt soll die Prozedur bei «korrekter Ausführung» weniger als eine Minute dauern, [1] doch wie unter anderem Augenzeugen von PETA dokumentieren konnten, erleben viele Tiere diese gängige Form der Häutung bei vollem Bewusstsein. Auch andere Tiere, wie etwa Strausse, leiden für die Herstellung von „Exotenleder”. Sie werden vor den Augen ihrer Artgenossen getötet, anschliessend reissen Mitarbeiter ihnen die Federn aus dem Körper.

Moderne, tierleidfreie Lederalternativen statt exotischer Tierhäute

Als einer der Hauptabnehmer von „Exotenleder” aus Übersee könnte die Schweiz faktisch internationalen Einfluss auf dieses brutale und ausbeuterische Geschäft nehmen. Dazu sind jedoch ein Umdenken in der Politik und eine dringend notwendige Verhaltensänderung sowohl der Wirtschaft als auch der Verbraucher notwendig – weg von dem Tierqualprodukt „Exotenleder” und hin zu der Fülle an tierleidfreien veganen Lederalternativen mit Kroko- oder Schlangenprint.

Namhafte Unternehmen wie Chanel, Victoria Beckham, Nike, Nine West und Mulberry haben „Exotenleder” bereits aus ihren Kollektionen gestrichen. Es ist an der Zeit, dass auch Schweizer Mode- und Uhrenhersteller diesem tierfreundlichen Beispiel folgen: Statt sich an Ausbeutung und Tierqual zu beteiligen, sollten sie gemäss den Prinzipien von Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein handeln und ebenfalls dauerhaft von der Haut von Wildtieren Abstand nehmen.

WAS SIE TUN KÖNNEN

  • Bitte kaufen Sie niemals Mode oder Accessoires aus der Haut von WIldtieren. Unterstützen Sie keine Unternehmen oder Marken, die derartige Produkte in ihren Sortimenten führen.
  • Entscheiden Sie sich stattdessen für modische und tierfreundliche Artikel und Accessoires aus Lederalternativen. Je höher die Nachfrage nach diesen Produkten ist, desto schneller wird dies Auswirkungen auf den Reptilienhandel haben und ein Umdenken hin zu tierleidfreien Erzeugnissen herbeiführen.
  • Informieren Sie sich und Ihr Umfeld über die Qualen der vielen Tiere, die für unsere Bekleidung leiden und getötet werden.