Video: Grausamkeiten in der australischen Krokodillederindustrie

Die australische Organisation «Kindness Project» konnte am 30. August 2021 schockierende Aufnahmen aus der australischen Exotenlederindustrie veröffentlichen. Sie machen deutlich, wie Krokodile für vermeintlich luxuriöse Handtaschen, Gürtel oder andere Accessoires eingesperrt, misshandelt und getötet werden – für eine reiche Klientel, der solche tierquälerischen Artikel als Statussymbole dienen. [1]

Arbeiter:innen rammen Schraubenzieher ins Gehirn der Krokodile

60 Prozent des weltweit gehandelten Krokodilleders stammt aus Australien und wird zu zwei Dritteln im Nordterritorium des Landes produziert. In dieser Region entstanden schockierende Aufnahmen auf vier industriellen Krokodilfarmen, die alle in Verbindung mit der Luxusmarke Hermès stehen.

Das Videomaterial zeigt Tausende Krokodile, die in kargen Betonkäfigen auf riesigen Fabrikfarmen eingesperrt sind und dicht an dicht vor sich hin vegetieren. Die Zellen sind kaum grösser als die Tiere selbst, sodass die Krokodile sich kaum bewegen können. Im Alter von drei bis vier Jahren werden die Tiere getötet. Hierzu jagen Arbeiter:innen Strom durch ihren Körper und schleifen ihre noch zuckenden Körper aus den Käfigen. Anschliessend schiessen sie den Tieren mit einem Bolzenschussgerät in den Kopf, durchtrennen ihre Wirbelsäule mit einem Messer und verrühren das Gehirn der Tiere mit einem Schraubenzieher. Die Augenzeugen konnten dokumentieren, dass sich einige Krokodile nach dieser brutalen Prozedur noch über eine Minute lang bewegten.

Um nur eine einzige Hermès-Tasche, wie etwa die bekannte Birkin-Bag, herzustellen, werden mindestens drei Krokodile getötet.

Der Handel mit Häuten hat die Krokodilpopulation dramatisch dezimiert

Zwischen 1945 und 1971 wurden Krokodile im Nordterritorium Australiens wegen ihrer Häute stark bejagt, wodurch sich ihre Populationsgrösse drastisch dezimierte. Heute haben sich die Bestände glücklicherweise wieder erholt. Die Krokodillederindustrie reklamiert diesen Erfolg gerne für sich und behauptet, das Stehlen der Krokodileier aus der Natur und die Aufzucht der Tiere auf Fabrikfarmen habe positive Auswirkungen. Die lokale Bevölkerung sei eher bereit, die Krokodile zu schützen, wenn sie mit ihnen Geld verdienen könne.

Der wahre Grund für die Erholung der Bestände ist jedoch ein Gesetz von 1971, das die Tiere unter Schutz gestellt hat. Somit ist die Behauptung der Exotenlederindustrie nichts anderes als ein verzweifelter Greenwashing-Versuch. Tiere in der Wildnis einzufangen, zu züchten und ihrer Häute wegen zu töten, hat nichts mit Artenschutz zu tun und ist ethisch in keiner Weise vertretbar.

Krokodile sind empfindsame Lebewesen

Krokodile sind empfindsame Lebewesen, die Angst und Schmerzen empfinden können. Sie sind aufmerksame Eltern, die sich fürsorglich um ihren Nachwuchs kümmern. Sie vertreiben sich gerne die Zeit, indem sie Luftblassen im Wasser erzeugen. Krokodile in freier Natur, die nicht getötet werden, um aus ihren Häuten überteuerte Handtaschen herzustellen, können sogar älter als die meisten Menschen werden.

Geplante Deklarationspflicht in der Schweiz wird Tierleid nicht verhindern

Die Schweiz gilt weltweit als grösster Umschlagspunkt für Exotenleder. Insbesondere die hiesige Uhrenindustrie ist an den Häuten interessiert und verarbeitet jährlich über eine Million Stück.

Nachdem das Parlament kürzlich eine Deklarationspflicht «von in der Schweiz verbotenen Produktionsmethoden» beschlossen hat, wird nun eine entsprechende Verordnung ausgearbeitet. Nach dieser sollen pflanzliche und tierische Produkte, deren Produktionsmethoden in der Schweiz verboten sind, nachvollziehbar mit Herkunftsland und Produktionsart gekennzeichnet werden. Davon betroffen wäre auch der Handel mit Reptilienleder. [4, 5] 

Dabei ist derzeit noch fraglich, ob die in diesem Beitrag beschriebenen grausamen Haltungs- und Tötungsmethoden vom Gesetzgeber als inakzeptabel angesehen werden und entsprechend gekennzeichnet werden müssen. [6] Hinzu kommt, dass die Deklarationspflicht den Handel von Exotenleder nicht unterbinden würde – selbst wenn die Haltungs- und Tötungsmethoden gegen Schweizer Recht verstiessen. Um die Misshandlung von Krokodilen, Alligatoren, Schlangen und Co. konsequent zu verhindern, ist ein vollständiges Importverbot von Exotenleder in der Schweiz notwendig. 

Krokodile im Bunker

Hermès will weiter in Krokodilleder investieren

Hermès kennt die Vorzüge von veganem Leder sehr wohl. Mit dem Material Sylvania wird das Luxuslabel in der Winterkollektion 2021 eine Alternative auf Pilzbasis zu tierischem Leder ins Sortiment aufnehmen. 

Doch Tierfreund:innen sollten sich nicht zu früh freuen, denn Hermès will mit diesem Schritt offenbar nur seine Gewinne steigern. Wie ein Sprecher des Unternehmens mitteilte, soll Sylvania das derzeit existierende Material nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. [2, 3] Das passt auch zu den Plänen von Hermès, weiter in Exotenleder zu investieren und in Australien die landesweit grösste Krokodilfarm zu errichten, in der bis zu 50‘000 Krokodile gleichzeitig eingesperrt werden sollen.

WAS SIE TUN KÖNNEN

Tierfreundliche, nachhaltige Materialien auf pflanzlicher oder synthetischer Basis sind die Zukunft – der Bau neuer Fabrikfarmen, in denen Tiere gequält und getötet werden, hingegen nicht. Bitte unterschreiben Sie unsere Petition und unterstützen Sie unsere Forderung an Hermès, den Verkauf von Exotenleder zu beenden.