Brieftauben: Wieso viele Tiere die Wettflüge nicht überleben

In der Schweiz werden jedes Jahr über 5.000 Tauben für Wettflüge missbraucht – mindestens die Hälfte von ihnen wird dabei in den sicheren Tod geschickt. Keine andere Sportart mit Tieren hat eine derart hohe Verlustrate wie der sogenannte Brieftaubensport. [1] Tauben, die auf den Flügen nicht qualvoll an Dehydration und Erschöpfung sterben, verirren sich in Städten. Viele werden von Taubenzuchtbetrieben auch bewusst von ihrem Partner getrennt und auf den nächsten Wettflug geschickt, auf dem sie erneut ihr Leben riskieren müssen.

Ist der «Brieftaubensport» Tierquälerei?

Beim sogenannten Brieftaubensport wird die Treue der Tauben ausgenutzt. Tauben kehren immer wieder zu ihrem Heimatschlag, zu ihrem Partner und zu ihrem Nachwuchs zurück. Bei Wettflügen werden die Tiere Hunderte oder sogar Tausende Kilometer weit von ihrem Heimatschlag transportiert und dort freigelassen – oft bei schlechten Wetterverhältnissen, was sehr gefährlich für die Tiere ist. Die Vögel versuchen anschliessend verzweifelt, so schnell wie möglich zurück zu ihren Familien zu fliegen, was ihnen jedoch häufig nicht gelingt.

eingesperrte tauben
Tauben verbringen in der Regel ihr ganzes Leben mit nur einem Partner.

So viele Brieftauben sterben bei Wettflügen

Tausende Tauben sterben jedes Jahr bei Wettflügen in der Schweiz durch Verdursten, Verletzungen und Erschöpfung. Die Verlustrate bzw. die Ausfallquote bei den sogenannten Rennen liegt bei 50 bis 75 Prozent. [1-3] So stirbt ein Grossteil der Tiere einen qualvollen Tod, während andere nicht zurück zu ihrem Heimatschlag finden und in Städten stranden. Da die domestizierten Tiere auf menschliche Fürsorge angewiesen sind, leiden sie in den Städten Hunger, werden von Krankheiten befallen und von vielen Menschen gequält und vertrieben. Die meisten sogenannten Stadttauben sind sogenannte Brieftauben, die sich nach Wettflügen verirrt und nicht mehr nach Hause gefunden haben, sowie deren Nachkommen.

Zu langsame Tauben werden oft getötet

Bei Wettflügen werden Tierleben für Prestige und Profit aufs Spiel gesetzt. Das Wohlbefinden der Tauben spielt für ihre Halter:innen keine grosse Rolle, denn sie haben meist nur das Preisgeld im Blick. Den Tauben werden bei Wettflügen jedoch Leistungen abverlangt, die ihre Kräfte oft übersteigen. Ohne ihre Bedürfnisse zu beachten, werden sie nur nach ihrer Schnelligkeit beurteilt, die sie unter Lebensgefahr unter Beweis stellen müssen.

Tauben, die nicht schnell genug in den Heimatschlag zurückgekehrt sind, werden für den nächsten Wettflug meist als nicht leistungsfähig genug angesehen. Es ist eine verbreitete Methode im sogenannten Brieftaubensport, dass die Tiere dann getötet werden – häufig, indem ihnen bei vollem Bewusstsein und ohne Betäubung der Hals lang gezogen oder der Kopf umgedreht wird. Diese überaus grausame Tötungsmethode ist nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar.

eingesperrte tauben
Tauben versuchen verzweifelt nach der Trennung wieder zu ihrem Taubenschlag zurückzufinden.

Brieftaubenauktionen: Tiere wie gefühllose Ware behandelt

Es gibt zahlreiche Tauben- und Auktionsportale, auf denen Menschen, die Tauben halten und züchten, die Tiere zum Kauf anbieten. Dabei geht es ausschliesslich um den wirtschaftlichen Gewinn, denn ob die Vögel beim Verkauf aus ihrem Heimatschlag und ihrer Familie gerissen werden, interessiert die Anbietenden nicht. Dass die Leistung der Tiere im Vordergrund steht, zeigt sich daran, dass sie nach Abstammung eingestuft und an die meistbietende Person verkauft werden.

Wie Sie Tauben helfen können

Wenn Sie eine verletzte oder geschwächte Taube finden, helfen Sie dem Tier bitte. Sichern Sie den Vogel, indem Sie ihn in einen Karton mit Luftlöchern setzen und ihn zur Taubenhilfe, ins Tierheim oder in eine tiermedizinische Praxis bringen, wo sie medizinisch versorgt werden kann.