Der Bund veröffentlicht jedes Jahr eine Statistik zu Tierversuchen in der Schweiz. Obgleich im Vergleich zum Vorjahr ein minimaler Rückgang zu verzeichnen ist, sind die Zahlen der mittel- und schwerbelastenden Tierversuche erneut gestiegen.
Tierversuche auf demselben Niveau wie im Jahr 2000
2020 wurden in der Schweiz immer noch über eine halbe Million Tiere in Experimenten für die «Wissenschaft» missbraucht und meist auch getötet. [1] Zwar sind die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken, doch die offizielle Pressemitteilung des Bundes führt unter anderem die Corona-Pandemie und deren Einschränkungen als Grund für den Rückgang an. [2]
Auch ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass sich in Sachen Tierversuche in der Schweiz kaum etwas geändert hat: Die jüngsten Zahlen sind nun auf etwa demselben Niveau wie im Jahr 2000. Nach der Jahrtausendwende stiegen Experimente an Tieren nahezu kontinuierlich an und hatten 2010 ihr höchstes Niveau mit mehr als 760’000 Tieren erreicht. Wir mahnen, dass ein Paradigmenwechsel in der Wissenschaft notwendig ist, der vor allem auch durch politisches Handeln angestossen werden muss. Daher fordern wir den Bundesrat auf, einen verbindlichen Ausstiegsplan aus Tierversuchen aufzustellen.
«Nicht nur wir Menschen, sondern auch alle anderen Tiere sind fähig, Schmerzen zu empfinden. Dessen ungeachtet werden all diese Individuen noch immer wie gefühlloses Laborequipment behandelt. Es ist unentschuldbar, im Jahr 2021 noch Tiere in Labore einzusperren, an ihnen Experimente durchzuführen und sie zu töten. Denn es gibt bereits hochwertigere Methoden ohne Tiere – finanzielle Mittel müssen verstärkt in die tierfreie Forschung fliessen, denn sie bringt Ergebnisse hervor, die auch tatsächlich für den Menschen relevant sind.»
– Biotechnologin Sabrina Engel im Namen von PETA Schweiz
Mehr Hunde und Katzen, mehr schwerstbelastende Versuche
2019 wurden in der Schweiz 572’069 Tiere für Tierversuche missbraucht. Im vergangenen Jahr waren es der kürzlich veröffentlichten Statistik zufolge noch 556’107. 190 Affen und Halbaffen, knapp 350’000 Mäuse und über 50’000 Ratten waren 2020 gezwungen, ihr Dasein in Tierversuchslaboren zu fristen. 2020 wurden 125 Prozent mehr Hunde und 472 Prozent mehr Katzen für Tests missbraucht als im Vorjahr.
Auch die Zahl an Amphibien und Reptilien war mit über 30’000 Tieren über zehnmal höher als im Vorjahr. Zudem stieg die Anzahl an Hamstern, Rindern, Vögeln, Fischen, Pferden und Eseln. 2020 nahm ausserdem die Zahl der schwerstbelastenden Versuche (Schweregrad 3) zum zweiten Mal in Folge zu: Während es 2018 noch 16’078 Tests dieser Art gab, waren es 2019 bereits 18’290 und im vergangenen Jahr 19’712.
Wissenschaft statt Tierversuche – PETAs Leitfaden für die Politik
Wissenschaftler:innen von PETAs internationalen Partnerorganisationen haben unzählige wissenschaftliche Studien zusammengetragen, die das Scheitern von Tierversuchen verdeutlichen und analysieren. Gleichzeitig haben sie eine Strategie entwickelt, um den medizinischen und wissenschaftlichen Fortschritt voranzutreiben: den «Research Modernisation Deal».
Damit bietet PETA einen Leitfaden für die Umsetzung einer längst überfälligen Ausstiegsstrategie aus qualvollen (und in der Regel nutzlosen) Tierversuchen zugunsten von tierfreien Methoden, die für den Menschen relevante Ergebnisse hervorbringen.
WAS SIE TUN KÖNNEN
Tierversuche werden nicht nur für Medikamente und Haushaltsmittel durchgeführt, sondern sind auch mit Produkten verbunden, von denen Sie es gar nicht vermuten würden, wie beispielsweise Hundenahrung, Reinigungsmittel oder Lebensmittel.
- Kaufen Sie keine Produkte, für die Tierversuche durchgeführt oder in Auftrag gegeben wurden.
- Informieren Sie ihr Umfeld über das Leid der Tiere in Versuchslaboren und bitten Sie sie, ebenfalls nur noch tierversuchsfreie Produkte zu kaufen.
- Wenn Sie an einer Universität studieren, an der Tiere zu Lehrzwecken seziert werden, lassen Sie sich vom Kurs befreien und setzen Sie sich für eine tierfreie Lehre ein.
- Besuchen Sie wissenschaft-statt-tierversuche.de und erfahren Sie mehr darüber, warum die “Forschung am Tier” nicht funktioniert.
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QUELLEN
[1] Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV. Tierversuche 2020 in der Schweiz, https://www.tv-statistik.ch/de/statistik/index.php, (eingesehen am 02.09.2021)
[2] BLV. Anzahl Tierversuche ging auch 2020 zurück, https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-84895.html, (eingesehen am 02.09.2021)