Bulldogge, Chihuahua & Co: Diese 10 Rassen sind Qualzuchten

Viele sogenannte Haustierrassen leiden unter ihren gezielt angezüchteten Merkmalen: Sie haben Atemnot, weil ihre Köpfe zu klein sind, und Schmerzen aufgrund von deformierten Körpern. Sie sind taub und blind wegen Genmutationen, die eine bestimmte Fellfarbe erzeugen sollen. Sie erleiden Kreislaufkollapse und sterben oft früh oder müssen krankheitsbedingt eingeschläfert werden. Die Rede ist von sogenannten Qualzuchten. Hunde und Katzen, aber auch Kaninchen und Reptilien sowie viele andere Kleintiere sind davon betroffen. Irrationale Zuchtziele des Menschen haben dazu geführt, dass sie ihr Leben lang leiden.

Die Schweizer Tierschutzverordnung verbietet Qualzuchten eigentlich und gibt vor, dass Zuchtziele bei den Tieren nicht zu Schmerzen, Leiden oder Schäden führen dürfen. Es gibt auf Messen oder anderen Veranstaltungen sogar ein Ausstellungsverbot für betroffene Rassen. [1] Dennoch sind Qualzuchten in der Schweiz unter anderem aufgrund von Importen weiterhin stark verbreitet – und das Leid der Tiere geht weiter. [2]

Hier finden Sie zehn Beispiele für Qualzuchten bei Hunden und Katzen. Es gibt jedoch weitaus mehr Rassen, die als Qualzucht gelten und anfällig für gesundheitliche Probleme sind. Bitte kaufen Sie daher niemals ein Tier bei Züchter:innen, denn damit unterstützen Sie das Tierleid. Adoptieren Sie stattdessen einen tierischen Mitbewohner aus dem Tierheim.

1. Australian Shepherd

Bei Australian Shepherds sind besonders die Merle-Farben beliebt. Diese Hunde haben geflecktes Fell und sehr helle, oft unterschiedliche Augenfarben. Dafür ist eine Genmutation verantwortlich, die bei betroffenen Hunden häufig zu Taubheit oder Gleichgewichtsstörungen führt, da ihr Innenohr fehlgebildet ist. Auch können die Tiere verkleinerte Augen, entrundete Pupillen und Spaltenbildung der Augenhäute aufweisen, weswegen viele Welpen mit Merle-Gen blind auf die Welt kommen. Auch die Geschlechtsorgane, Herz und Knochen der Hunde können Verformungen aufweisen. [3, 4]

Besonders hoch ist das Gesundheitsrisiko bei reinerbiger Merle-Farbe, aber auch mischerbig veranlagte Merle-Hunde müssen häufig mit körperlichen Einschränkungen wie Hörschäden und Gleichgewichtsstörungen leben und sterben deutlich früher als Hunde ohne Merle-Faktor. [3, 4]

Australian Shepherd

2. Chihuahua

Auch Chihuahuas leiden extrem unter den Folgen ihrer Zucht. So haben sie häufig eine offene Schädeldecke bzw. Fontanelle. Ihr Gehirn ist dadurch nicht ausreichend geschützt, wodurch bereits ein Stoss oder eine Verletzung für die Hunde tödlich enden kann.

Zudem sind Chihuahuas wie viele kleine Hunderassen anfällig für Kniescheiben-Luxationen. Dabei springt die Kniescheibe aus dem Kniegelenkt, was unglaublich schmerzhaft für die Tiere ist und zu Lahmheit führen kann. Auch Gelenkerkrankungen an der Hüfte, Herzklappenfehler oder ein vergrössertes Herz kommen bei Chihuahuas häufig vor.

Chihuahua

3. Französische Bulldogge

Französische Bulldoggen wird ein besonders grosser Kopf mit kurzer Nase, kleinen Nasenlöchern und grossen Augen angezüchtet. All diese Merkmale sorgen für enorme gesundheitliche Probleme bei den Tieren. [5] So leiden sie unter dem brachyzephalen Syndrom und können dadurch nicht richtig atmen. Geräusche beim Atmen wie Schnarchen oder Röcheln, Atemnot- und Ohnmachtsanfälle, Sauerstoffmangel und Hitzschläge sind die Folge. Die Tiere leben meist unter der Angst, jeden Moment zu ersticken, was vor allem durch körperliche Anstrengung verstärkt wird. Viele Französische Bulldoggen sind nur durch eine Operation am Gaumensegel überlebensfähig.

Die übergrossen und oft schmerzhaft hervorquellenden Augen können bei Französischen Bulldoggen bis zur Blindheit führen. Auch können die Augen beim Spielen oder einem Sprung herausfallen. [6] Das für die Rasse typische Schielen sorgt dafür, dass die Tiere niemals richtig sehen können. Neben häufigen Bindehautentzündungen sind Französische Bulldoggen zudem sehr anfällig für Ohrenentzündungen, Hautfaltendermatitis, Durchfall und Verdauungsprobleme, Kniescheiben-Luxationen und viele weitere Krankheiten. Veränderungen an der Wirbelsäule und Kieferfehlstellungen führen oft zu chronischen Schmerzen bei den Tieren.

Franzoesische Bulldogge

4. Rhodesian Ridgeback

Viele Menschen wissen nicht, dass Rhodesian Ridgebacks ebenfalls eine Qualzucht sind. Doch der typische Fellstrich am Rücken, der entgegen der Fellrichtung entlang der Wirbelsäule wächst, verursacht zahlreiche gesundheitliche Probleme bei den Hunden.

So leiden Ridgebacks häufig an Veränderungen der Wirbelsäule, einem sogenannten offenen Rücken, mit dem die Tiere bereits zur Welt kommen. Dies führt oft zur Bildung von gefährlichen Zysten am Rücken, die sich schmerzhaft entzünden und bis zu einer Hirnhautentzündung führen können. Viele Hunde dieser Rasse leiden zudem an gelähmten Hinterbeinen.

Rhodesian Ridgeback

5. Mops

Die Liste der gesundheitlichen Probleme bei Möpsen ist lang. Ebenso wie die Französische Bulldogge leidet der Mops unter der Brachyzephalie und kann niemals richtig atmen. Bereits bei leichten Anstrengungen kann es zu Ohnmachtsanfällen kommen, und grosse Aufregung kann sogar Lebensgefahr für die Tiere bedeuten. [7, 8]

Auch Herzerkrankungen, Sauerstoffmangel der Organe, Bindehautentzündungen, Erblindung, Zahnfehlstellungen, Hautfaltendermatitis, Fehlbildungen der Wirbelsäule, Kniescheiben-Luxationen und tödliche Gehirnhautentzündungen gehören zu den Krankheiten, für die Möpse anfällig sind. Einen gesunden Mops gibt es nicht – jedes Tier leidet sein Leben lang unter den Folgen der Zucht.

Mops Hund

6. Perserkatze

Auch Perserkatzen wird die Kurzköpfigkeit angezüchtet, wodurch sie ebenso wie Möpse und Bulldoggen unter Atemnot, Zahnfehlstellungen, Augenentzündungen und Tränenfluss leiden. Viele Perserkatzen leiden zudem unter PDK, einer Nierenerkrankung, die bis zum Tod durch Nierenversagen führen kann. [9] Weisse Perserkatzen haben ausserdem ein hohes Taubheitsrisiko, was sie in der Kommunikation mit Artgenossen sehr einschränkt. [10]

Auch das lange Fell der Katzen führt zu Problemen. Da es schnell verfilzen kann, sind die Tiere auf eine intensive und regelmässige Fellpflege durch den Menschen angewiesen. Erfolgt diese nicht, können die Verfilzungen im schlimmsten Fall nur noch durch eine Komplettschur unter Vollnarkose entfernt werden, was sowohl Stress als auch ein Risiko für die Tiere darstellt. Die Verfilzungen führen zudem zu schuppiger und entzündeter Haut, denn Bakterien und Pilze, die diese verursachen, fühlen sich dort besonders wohl.

Perserkatze

7. Schäferhund

Schäferhunden wurde ein so stark abfallender Rücken angezüchtet, dass viele Hunde genetisch bedingt unter Hüftgelenkdysplasie leiden und besonders im Alter starke Schmerzen haben. Durch die Dysplasie wird das Hüftgelenk verändert, es entstehen Schäden am Gelenkknorpel, und die Gelenkkapsel, Sehnen und Bänder werden überbelastet.

Die Hunde wollen oft nicht mehr weit laufen, zeigen Lahmheiten oder einen instabilen Gang in den Hinterläufen. Manche Tiere können vor Schmerzen kaum noch gehen. Etwa jeder fünfte Deutsche Schäferhund ist von dieser unheilbaren Krankheit betroffen. [11] Die häufigsten Todesursachen bei Schäferhunden sind Muskel-Skelett-Erkrankungen und die Unfähigkeit, zu stehen. [12]

Schaeferhund

8. Dackel

Manche Menschen finden es niedlich, wenn ein Dackel auf seinen kurzen Beinen durch die Gegend wackelt. Doch genau diese extra kurz gezüchteten Beine sowie der lange Rücken sorgen dafür, dass Dackel Fehlbildungen in der Zwischenwirbelscheibe erleiden, Fehlstellungen in den Beinen haben und anfällig für Bandscheibenvorfälle sind. [13] Nicht ohne Grund spricht man von «Dackellähme».

Oftmals zeigt sich der Bandscheibenvorfall durch plötzliche Schmerzen im Hals oder Rücken, eine hohe Berührungsempfindlichkeit und Lähmungserscheinungen. Betroffene Tiere wollen oder können sich nicht bewegen, denn sie leiden unter starken Schmerzen. Auch zu Störungen bei der Blasenentleerung und des Kotabsatzes kann es dadurch kommen. Nicht immer kann eine Operation helfen, weshalb einige Dackel nie mehr selbstständig laufen können.

Dackel

9. Englische Bulldogge

Reinrassige Englische Bulldoggen stammen einer wissenschaftlichen Schätzung nach von nur 68 Tieren ab und sind damit das Ergebnis von krank machender Inzucht. [14] Doch auch ihre «Zuchtziele» wie die Kurzköpfigkeit sorgt bei den Tieren für lebenslanges Leid. Sie können durch den ausgeprägten Vorbiss nicht richtig essen und kauen, sich nicht pflegen oder sich um ihre Welpen kümmern. [15]

Wie bei den meisten kurzköpfigen Rassen müssen auch die Welpen der Englischen Bulldogge meist per Kaiserschnitt zur Welt gebracht werden, da die grossen Köpfe nicht durch den Geburtskanal der Mutter passen. [16] Wie der Mops und der Schäferhund haben viele Englische Bulldoggen eine Hüftgelenksdysplasie und leiden damit unter Bewegungseinschränkungen und starken Schmerzen. Bis zu 70 Prozent der Hunde sind davon betroffen. [11]

Englische Bulldogge

10. Nacktkatze / Sphinxkatze

Für viele Menschen ist eine Katze ohne Haare ein ungewohnter Anblick – zu Recht, denn haarlose Rassen wie die Nacktkatze bzw. Sphinxkatze sind Qualzuchten, die unter dem fehlenden Haarkleid immens leiden. Den Tieren fehlt ein wichtiger mechanischer Schutz, weswegen sie permanent Wärme produzieren und viel Nahrung zu sich nehmen müssen.

Im Sommer sind die Katzen anfällig für schmerzhafte und gefährliche Sonnenbrände. Aufgrund fehlender Tasthaare können sich die Tiere im Dunkeln kaum orientieren. Auch die Kommunikation mit anderen Tieren ist sehr schwierig für die Katzen, was zu Problemen mit Artgenossen führen kann.

Nacktkatze

Adoptieren statt kaufen!

Wenn Sie nach reiflicher Überlegung einen tierischen Mitbewohner aufnehmen wollen, kaufen Sie bitte niemals ein Tier bei Züchter:innen oder in einer Zoohandlung. Auch wenn Sie keine der oben genannten Qualzuchten kaufen – so gut wie jede Hunde- und Katzenart leidet unter zuchtbedingten Problemen, und mit jedem Kauf verschlimmert sich die Lage der Tiere. Zudem warten in Schweizer Tierheimen zahlreiche Hunde und Katzen auf ein neues Zuhause. Dort finden Sie garantiert Ihren neuen tierischen Begleiter!