Schweizer Initiative zum Tier- und Menschenversuchsverbot

Am 13. Februar wird in der Schweiz über die eidgenössische Volksinitiative «Ja zum Tier- und Menschenversuchsverbot – Ja zu Forschungswegen mit Impulsen für Sicherheit und Fortschritt» [1] abgestimmt. Die Initiative wird in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert und spaltet auch die Tierrechtsbewegung.

Gegenwärtiger Forschungsansatz ist ein Irrweg

Als Tierrechtsorganisation arbeitet PETA Schweiz kontinuierlich daran, die Ausbeutung von Tieren und somit auch Tierversuche zu beenden. Zudem sind die wissenschaftlichen Ergebnisse aus Tierversuchen kaum auf den Menschen übertragbar und alternative Methoden werden immer populärer, was uns immer deutlicher zeigt: Tierfreie, moderne Forschung bietet enormes Potenzial und ist der Weg der Zukunft. 

Diese Forschung kann nicht nur Millionen Tiere vor Leid und Tod im Versuchslabor bewahren, sondern auch die Medikamentenentwicklung revolutionieren: Denn aktuell scheitern durchschnittlich 95 Prozent der neu entwickelten Medikamente in klinischen Studien mit Menschen, obwohl sie zuvor in Tierversuchen als wirksam und sicher eingestuft wurden. [2] Konkret bedeutet das eine enorme Verschwendung von Ressourcen sowie eine lange Wartezeit auf wirksame Medikamente. Daher plädieren PETA Schweiz und ihre internationalen Partnerorganisationen seit vielen Jahren für die Modernisierung der Forschung und das Ende von Tierversuchen, wie es auch in der Initiative gefordert wird.

Vorteile der aktuellen Volksinitiative

Die Initiative will Schluss machen mit leeren Versprechen und dem Schönreden von Tierversuchen. Während Gegner:innen der Initiative betonen, wie streng die Gesetze in der Schweiz schon seien und wie sehr das Wohl der Tiere dabei beachtet würde, sieht die Realität bitter aus: Etwa 500.000 Tiere werden jährlich in Schweizer Laboren für sogenannte wissenschaftliche Zwecke missbraucht und getötet. [3] Dazu kommt noch einmal die gleiche Anzahl an Tieren, die als «Überschuss» gezüchtet und getötet werden. [4] 

In solchen Experimenten werden die Tiere absichtlich mit Krankheiten infiziert, gelähmt, verstümmelt oder am Gehirn verletzt. Sie werden verstrahlt, vergast, verbrannt, zwangsgefüttert, erhalten Elektroschocks und werden getötet. In der Schweiz werden besonders häufig Mäuse und andere Kleintiere in Versuchen gequält, aber auch Tausende Hunde sowie Hunderte Katzen und Primaten werden in Tierversuchslaboren für Experimente missbraucht. Nur ein Beispiel: In einem Experiment aus 2020 wurden Affen absichtlich gelähmt, indem gewisse Bereiche des Gehirns oder Rückenmarks zerstört wurden. [5] 

Ratte wird im Tierversuch ausgenutzt

In den Erläuterungen des Bundesrates (Abstimmungsbüchlein) steht zwar geschrieben, dass die Zahl der Tierversuche im Vergleich zu 1983 stark abgenommen hat – dass sich die Zahlen seit 20 Jahren aber nicht mehr verändert haben, wird verschwiegen! [6] Auch verschwiegen wird, dass seit 10 Jahren der Hauptteil der Tierversuche an Universitäten durchgeführt wird, deren Erkenntnisse es in weniger als 10 Prozent der Fälle jemals in die klinische Anwendung schaffen. [7, 8] Ein Verbot würde nicht nur den Tieren helfen, sondern durch die dadurch frei werdenden Gelder würde auch die tierfreie, moderne Forschung profitieren und sich noch schneller entwickeln als jetzt schon.

Die Initiative beinhaltet ausserdem, dass jeder Tierversuch als Straftat geahndet werden soll. Somit würden sie endlich als das enttarnt, was sie auch jetzt schon sind: Verbrechen an ausgelieferten Lebewesen.

Schwierigkeiten der aktuellen Volksinitiative

Die aktuelle Volksinitiative beinhaltet ein Verbot von Tier- und Menschenversuchen, ebenso ein Verbot der Herstellung, Einfuhr und Ausfuhr von jeglichen Produkten, welche an Tieren getestet wurden. Das Problem: Leider bleiben Tierversuche in anderen Ländern dennoch weiterhin erlaubt – und für gewisse Produkte wie Medikamente oder Impfstoffe auch gesetzlich vorgeschrieben.

Solange es für grössere Märkte wie die EU oder die USA noch gesetzlich vorgeschriebene Tierversuche gibt, hilft ein Verbot der Einfuhr der entsprechenden Produkte den Tieren selbst leider kaum etwas, denn sie werden für diese Produkte trotzdem missbraucht und getötet. Zudem wären die Folgen für die Schweizer Bevölkerung schwerwiegend, denn die Menschen hätten in diesem Fall keinen Zugang mehr zu den neuesten Medikamenten und Behandlungen. Zum Beispiel dürften in der Schweiz auch keine neuen Impfstoffe mehr zugelassen werden. 

Der Abstimmungstext von Initiativen wird jedoch nie Wort für Wort vom Parlament umgesetzt, insbesondere wenn die Umsetzung internationale Verträge oder Beziehungen tangiert – wie dies ein Importverbot tun würde. [9] Bei einem Aufruf zum Tierversuchsverbot, welchen PETA grundsätzlich unterstützt, sind also vor allem die Details der Umsetzung von grösster Wichtigkeit, weshalb beispielsweise ein Verbot der Einfuhr von an Tieren getesteten Produkten in der späteren Umsetzung der Initiative umgangen werden sollte.

Hund im Tierversuchslabor

PETAs Tätigkeiten gegen Tierversuche

Um Tierversuche weltweit zu beenden, arbeiten PETA und das PETA Science Consortium International e.V. mit Wissenschaftler:innen, Politiker:innen und anderen Entscheidungsträger:innen auf der ganzen Welt zusammen. Unser Ziel ist es, gesetzlich vorgeschriebene Tierversuchsmethoden durch tierfreie Ansätze zu ersetzen, die für den Menschen auch wirklich relevant sind. Momentan setzt sich PETA mit zwei konkreten Ansatzpunkten für einen Ausstieg aus Tierversuchen ein: PETAs Research Modernisation Deal (RMD) als Leitfaden für Wissenschaft und Politik, welcher aufzeigt, wie ein Ausstieg möglich wäre, sowie die Europäische Bürgerinitiative (EBI) «Save Cruelty Free Cosmetics», um Gesetzesänderungen und einen Ausstiegsplan aus Tierversuchen in der EU zu erwirken.

Was Sie tun können