PETA Science Consortium International: 10-jähriges Jubiläum

Bei Produkten wie Pharmazeutika, Pestiziden, Chemikalien und bei medizinischen Geräten verlangen die zuständigen Behörden Tests, die deren Sicherheit gewährleisten. In der Schweiz sind das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic [1] und mehrere Bundesämter für diese Vorgaben zuständig. [2]

Bisher wurden diese Toxizitätstests meist an Tieren durchgeführt – dabei kommen jahrzehntealte tierquälerische Testmethoden zum Einsatz. Doch die Forschung durchlebt einen Wandel, auch dank der Arbeit des PETA Science Consortium International e.V., das im Herbst 2022 sein 10-jähriges Jubiläum feiert.*

Das PETA Science Consortium International – für eine moderne, tierfreie Forschung zur Toxizitätsprüfung

Das Konsortium wurde 2012 gegründet und besteht aus 25 Wissenschaftler:innen mit Doktortitel oder Master-Abschluss, die weltweit für PETAs Partnerorganisationen arbeiten. Mit ihrer Expertise bringen diese Fachleute das Hauptziel des Wissenschaftskonsortiums voran: 

Die Förderung von zuverlässigen und humanrelevanten tier(versuchs)freien Ansätzen in der Toxizitätsforschung.

Was sind die Aufgaben des PETA-Wissenschaftskonsortiums?

Das Konsortium setzt sich auf unterschiedliche Weisen dafür ein, dass Tierversuche durch moderne zuverlässige Testansätze ersetzt werden – dazu gehören:

New Paragraph

  • Projektbasierte Zusammenarbeit mit Akademiker:innen, Entwickler:innen, Regierungsbehörden, führenden Unternehmen und anderen Tierschutzorganisationen.
  • Ausarbeitung und Veröffentlichung wissenschaftlicher Artikel.
  • Auszeichnung von aufstrebenden und etablierten Wissenschaftler:innen.
  • Organisation und Veranstaltung von kostenlosen Workshops und Webinaren.
  • Teilnahme an wissenschaftlichen Meetings und Konferenzen.

Auszeichnungen für das PETA-Wissenschaftskonsortium 

Das Wissenschaftskonsortium hat für seine Arbeit in den vergangenen Jahren verschiedene Preise erhalten: 

  • Lush Prize 2015 in der Kategorie «Ausbildung» für eine führende Rolle in der Förderung der Aus- und Weiterbildung von Wissenschaftler:innen in tierversuchsfreien Methoden.
  • Die Society of Toxicology (SOT), die grösste toxikologische Gesellschaft weltweit mit über 8’000 Wissenschaftler:innen aus 60 Ländern, ernannte die Präsidentin des Wissenschaftskonsortiums, Dr. Amy Clippinger, zur Gewinnerin des SOT Enhancement of Animal Welfare Award 2022 wegen ihrer Errungenschaften in der Förderung tierfreier Toxizitätstest-Methoden.
  • Darüber hinaus erhielt das Konsortium mehrere Auszeichnungen der SOT, unter anderem für den besten wissenschaftlichen Beitrag des Jahres in der Kategorie tierfreie Methoden.

Diese 10 besonderen Erfolge der vergangenen 10 Jahre verzeichnet das Wissenschaftskonsortium 

  1. Das Wissenschaftskonsortium war an der Entwicklung eines 3D-Modells beteiligt, mit dem sich die Auswirkungen von Chemikalien und anderen Substanzen auf den tiefsten Teil der menschlichen Lunge erforschen lassen. In Kombination mit weiteren tierfreien Versuchen kann das Modell eine Million Tiere im Jahr vor grausamen Versuchen bewahren, in denen sie toxische Substanzen einatmen müssen, bevor sie getötet werden.
  2. Das Wissenschaftskonsortium unterstützte ein Projekt der Technischen Universität Braunschweig, in dem menschliche Antikörper im Labor ohne den Einsatz von Tieren hergestellt wurden. Die Antikörper können das Diphtherietoxin blockieren. Diese Errungenschaft war längst überfällig, denn seit nunmehr 100 Jahren wird Pferden wiederholt Diphtherietoxin injiziert und anschliessend alle vier Wochen grosse Mengen Blut abgenommen, um die Antikörper zu gewinnen, mit denen die Krankheit Diphtherie bekämpft werden kann. Die Erkenntnisse dieses Projekts sind ein wichtiger erster Schritt, um diese grausame Praxis zu stoppen.
  3. Das PETA-Wissenschaftskonsortium arbeitete mit einem Gleitmittel-Unternehmen zusammen. Gemeinsam überzeugten sie die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA, Produkte auf Basis tierfreier Testergebnisse zu genehmigen. Die Behörde hatte zuvor Tierversuche verlangt, in denen Kaninchen und Meerschweinchen Gleitmittel injiziert worden wären. Die fortschrittliche Entscheidung der Behörde ist ein Präzedenzfall, an dem sich andere Unternehmen orientieren können.
  4. Gemeinsam mit der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA veröffentlichte das PETA-Wissenschaftskonsortium einen Beitrag, der neue Vorgaben zum Schutz von Vögeln nach sich zog: Dafür wurden Daten aus 20 Jahren analysiert und herausgefunden, dass die Behörde die Umwelt auch zuverlässig schützen kann, ohne dafür Vögel tagelang mit Pestiziden zu ernähren und dann töten zu lassen. Die EPA entschied wegen der Ergebnisse der Analyse, künftig Hunderte Stockenten und Wachteln pro Jahr vor diesen Grausamkeiten zu bewahren.
  5. Das PETA-Wissenschaftskonsortium leitete in Zusammenarbeit mit Fachleuten aus Regierung, Industrie und Forschung ein Projekt zur Entwicklung eines neuen Testansatzes für Chemikalien. Dabei ging es um das Potenzial der Chemikalien, Krebs zu verursachen. Die Ergebnisse wurden in einer Fachzeitschrift veröffentlicht und mittlerweile wird der neue Testansatz eingesetzt und soll künftig unzählige Mäuse und Ratten vor grausamen Versuchen bewahren, bei denen ihnen täglich Pestizide verabreicht werden, um herauszufinden, ob sie dadurch an Krebs erkranken.
  6. Nach jahrelanger Arbeit der Wissenschaftler:innen des Konsortiums akzeptiert das US-Transportministerium (DOT) nun endlich vollumfänglich tierfreie Methoden zur Prüfung ätzender Materialien: Die Behörde schreibt Unternehmen vor, Chemikalien auf ihr Potenzial dauerhafter Hautschäden zu prüfen, bevor die Substanzen auf LKW, Zügen, Schiffen und in Flugzeugen durch das ganze Land transportiert werden. Die neue Regelung verhindert, dass Kaninchen in Tests potenziell gefährliche Substanzen auf die rasierte Haut aufgetragen werden, um herauszufinden, ob Verbrennungen oder andere Hautschäden entstehen. Die Behörde fordert nun alle Unternehmen auf, stattdessen moderne tierfreie Methoden zu nutzen.
  7. In Zusammenarbeit mit US-amerikanischen Behörden und europäischen sowie amerikanischen Forschungsinstitutionen veröffentlichte das Wissenschaftskonsortium einen Fachbeitrag zu Augenirritationstests, in dem kritisiert wurde, dass diese noch immer im direkten Vergleich mit den Ergebnissen aus fehlerbehafteten Tierversuchen bewertet werden. Der Beitrag verweist daher auf neue Methoden, die keine lebenden Tiere ausnutzen – und geschätzt 600 Kaninchen im Jahr allein in den USA davor bewahren würde, die zum Teil reizenden Pestizide in ihre Augen geträufelt zu bekommen. Zusätzlich veröffentlichten Wissenschaftler:innen des Konsortiums einen weiterführenden Artikel, in dem ein auf Humanbiologie und guter Wissenschaft aufbauendes Konzept beschrieben wird, mit dem Fachleute neue Methoden bewerten können, ohne Resultate aus unbrauchbaren Tierversuchen.
  8. Neben weiteren Akteur:innen lieferten Wissenschaftler:innen des Konsortiums Informationen für eine wegweisende Gesetzesänderung 2016 in den USA, den «Frank R. Lautenberg Chemical Safety for the 21st Century Act». Es handelt sich dabei um einen Gesetzeszusatz zur Chemikalienverordnung der USA: Nun muss die US-Umweltschutzbehörde tierfreie Testmethoden entwickeln, priorisieren und nutzen, bevor Toxizitätstests an Wirbeltieren in Erwägung gezogen werden. Gleichzeitig setzen sich PETAs Fachleute in Europa dafür ein, dass behördlich geforderte Tierversuche im Kontext der REACH-Verordnung der EU immer weiter minimiert werden.
  9. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) wollte 2021 darauf beharren, dass eine in Wasch- und Reinigungsprodukten verwendete Substanz an Tieren getestet werden müsse. Das Wissenschaftskonsortium legte daraufhin bei der Widerspruchskammer der ECHA entscheidende Beweise vor, aufgrund derer die Tierversuche doch nicht eingefordert wurden. Dadurch wurden mindestens 505 Ratten und Fische vor den grausamen Tests und dem sicheren Tod bewahrt. Bereits 2018 unterband die ECHA-Berufungskammer einen geforderten Tierversuch, bei dem schwangeren Ratten und Kaninchen hohe Konzentrationen eines kosmetischen Inhaltsstoffes verabreicht worden wären, bevor sie und ihre Ungeborenen im Anschluss seziert worden wären. Das Wissenschaftskonsortium hatte erfolgreich argumentiert, dass die ECHA die Vorgaben der EU-Kosmetikverordnung nicht hinreichend beachtet hatte. Denn diese untersagen es Unternehmen, die Sicherheit ihrer Kosmetika anhand von Daten aus Tierversuchen darzulegen.
  10. Die Indian Pharmacopoeia Commission (IPC) öffnet sich zunehmend für tierfreie Methoden – nicht zuletzt aufgrund des Zuspruchs des PETA-Wissenschaftskonsortiums. Die indische Behörde legt die im Land erforderlichen Medikamententests fest. Bei Tests zur Feststellung fieberverursachender Schadstoffe in Medikamenten wird die Behörde Unternehmen nun auch gestatten, tierfreie Methoden einzusetzen. Nach einem Austausch mit dem PETA-Wissenschaftskonsortium strich die Behörde auch eine überflüssige Forderung nach einem zusätzlichen Toxizitätstest für Impfstoffe: In diesem tödlichen Test werden Tausenden Meerschweinchen und Mäusen jedes Jahr Impfstoffe injiziert. Noch mehr Meerschweinchen konnten die Wissenschaftler:innen des Konsortiumsdurch Rücksprache retten, indem das Bureau of Indian Standards (eine Regierungsstelle, die für standardisierte Produkttests in Indien zuständig ist) einen grausamen Versuch durch einen tierfreien Ansatz ersetzte. Bei dem ersetzten Tierversuch wurden zur Feststellung von Anthrax in Tiernahrung Meerschweinchen gequält und getötet.

Mittlerweile setzt sich das PETA Science Consortium International seit 10 Jahren erfolgreich für die Förderung zuverlässiger, humanrelevanter tierfreier Versuchsmethoden ein. Wir freuen uns auf die nächsten Jahre voller neuer Erfolge für die Tiere!

*Vor Dezember 2020 bezieht sich diese Bezeichnung auf das PETA International Science Consortium Ltd..

Helfen Sie, die Forschung zu modernisieren und tierfrei zu machen!

In Tierversuchen werden unzählige fühlende Lebewesen missbraucht, obwohl die Ergebnisse nicht zuverlässig auf den Menschen übertragbar sind. Diese tierquälerischen Experimente sind veraltet, moralisch nicht vertretbar und speziesistisch.

Helfen Sie dabei, die Forschung zu modernisieren und das Tierleid in den Laboren zu beenden, indem Sie den Research Modernisation Deal unterstützen. Dieser umfasst ein Strategiepapier zum Ausstieg aus Tierversuchen, das von PETAs internationalen Partnerorganisationen erstellt wurde. 

Unterschreiben Sie die Petition, damit Tierversuche durch wirksame und sichere tierfreie Methoden ersetzt werden.