Der Sommer 2020 ist von der Corona-Pandemie geprägt und erfordert von uns allen Verhaltensänderungen, darunter auch die Einhaltung geltender Sicherheitsvorkehrungen. Daneben ist es jedoch auch unverzichtbar, uns vor Augen zu führen, dass es unser Hunger auf tierische Produkte wie Fleisch, Milch und Eier ist, der die Übertragung von Viren von Tieren auf den Menschen fördert. Unser Konsumverhalten sorgt dafür, dass in der Zukunft in immer kürzeren Abständen neue und gefährliche Viren auftreten werden. Bereits 2004 benannte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die steigende Nachfrage nach tierischen Produkten als eine der Hauptursachen für die Entstehung von Zoonosen [1]. Und auch die Chefin des UN-Umweltprogramms (UNEP), Inger Andersen, warnte 2020: „Wenn wir weiterhin die Tierwelt ausbeuten und unsere Ökosysteme zerstören, können wir einen stetigen Strom dieser Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden, in den kommenden Jahren erwarten.“ [2]
Was sind Zoonosen?
Von allen neu entstehenden Krankheitserregern handelt es sich bei 75 Prozent um Zoonosen – das bedeutet, dass eine Übertragung vom Tier auf den Menschen stattgefunden hat [1]. Diese kann sowohl durch einen engen Kontakt von Mensch und Tier also auch durch den Verzehr befallener Lebensmittel entstehen [3].
Auch in der Schweiz tragen viele Menschen nach wie vor Bommelmützen oder Pelzkragen aus dem Fell von Mardern und Nerzen.
Worin besteht der Bezug zum Verzehr tierischer Produkte?
Ob COVID-19, die Vogelgrippe H5N1 mit hunderten Toten, die SARS-Pandemie 2002/2003 mit global über 770 Verstorbenen, das 2012 erstmals aufgetretene MERS-CoV, das Ebolafieber, unzählige Opfer durch multiresistente Keime und sogar AIDS: Sie alle lassen sich auf den gleichen Ursprung zurückführen: unsere Gier nach Fleisch und anderen tierischen Produkten. [4]
Hier finden Sie eine Übersicht einiger Krankheiten, die eindeutig mit dem Verzehr tierischer Produkte in Verbindung stehen.
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2019: COVID-19-Pandemie
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2014: Ebolafieber
Die Ebola-Viruskrankheit wird von einem Virus ausgelöst, das Wildtiere wie Fledermäuse, Stachelschweine und Primaten auf den Menschen übertragen. Zwischen 2014 und 2016 sind in Westafrika über 11.000 Menschen dem Virus zum Opfer gefallen.
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2012: MERS
Beim Middle East Respiratory Syndrome (MERS) handelt es sich um eine zweite vom Coronavirus ausgelöste Krankheit. Die ursprünglich in Saudi-Arabien entdeckte Erkrankung hat sich weiterverbreitet und inzwischen 858 Menschen das Leben gekostet. Laut Angaben der WHO erfolgte die Übertragung des Virus auf den Menschen durch Kamele. Aus diesem Grund wurde die Empfehlung ausgebrochen, die Milch und das Fleisch von Kamelen nicht zu verzehren.
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2009: Schweinegrippe
Das H1N1-Virus wurde von Schweinen auf den Menschen übertragen und verursachte eine Pandemie. Die Schweinegrippe kostete inzwischen bereits 575.400 Menschen das Leben.
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1997: Vogelgrippe
Der H5N1-Stamm der Vogelgrippe trat zuerst bei Gänsen in der landwirtschaftlichen Tierhaltung auf und sprang dann auf Hühner über, die zur Produktion von Fleisch und Eiern gehalten wurden. Einige Stämme der Vogelgrippe können von Vögeln auf den Menschen übertragen werden. Die tödlichsten davon sind H5N1 und H7N9, an denen in China und weltweit bereits hunderte Menschen verstarben. Das Virus ist über Federn, Fleisch oder die Ausscheidung infizierter Tiere auch auf den Menschen übertragbar.
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1995: vCJK
Bei der variante Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK) handelt es sich um eine seltene Krankheit, die Hirnschäden bei Menschen verursacht. Für die Betroffenen hat der Verzehr des Fleisches von Rindern mit BSE („Rinderwahn“) eine Ansteckung zufolge. Da Rinder Pflanzenfresser sind, entwickelten sie BSE, nachdem sie mit gemahlenem Fleisch und den Knochen anderer Tiere, z. B. von Schafen und anderen Rindern, gefüttert wurden. Die Tiere wurden damit unfreiwillig zu Kannibalen gemacht. Weltweit starben 226 Menschen an vCJK.
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Fortlaufend: Multiresistente Keime
Der massive Einsatz antibiotisch wirksamer Medikamente in der landwirtschaftlichen Tierhaltung macht immer mehr Bakterien resistent gegen Antibiotika, die in der Folge nicht mehr wirken. Jedes Jahr sterben daher Tausende Menschen an bakteriellen Erkrankungen, die im Normalfall leicht hätten behandelt werden können. Experten zufolge wird die Antibiotikaresistenz bis 2050 eine der häufigsten menschlichen Todesursachen sein und jährlich 10 Millionen Menschen das Leben kosten.
Wir Menschen müssen zu unserem eigenen Schutz radikal umdenken
Noch immer sperren wir überall auf der Welt Milliarden Tiere in engen, kotverdreckten Ställen ein und lassen sie für unseren Konsum leiden. Tierhaltende Betriebe der Agrarwirtschaft, Tiermärkte und Schlachthöfe voller gequälter, verletzter und kranker Tiere stellen Brutstätten für potenziell tödliche Keime dar. Sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Mutationen, antibiotikaresistenten Keimen und Zoonosen – und damit die Gefahr, dass immer weitere Viren auf den Menschen überspringen. Das Eindringen des Menschen in die Lebensräume wild lebender Tiere und die Zerstörung dieser Habitate ist eine weitere Hauptursache für zoonotische Krankheiten. Beispiele hierfür sind die Abholzung des Regenwaldes, vorwiegend für Weideflächen und den Futtermittelanbau für die Tierwirtschaft, oder die Jagd auf und der Handel mit Wildtieren. Durch den damit unweigerlich erhöhten Kontakt zwischen Mensch und Tier steigt auch das Risiko für Zoonosen. Es ist bislang nicht abzusehen, welche Folgen dies in der Zukunft für uns Menschen haben wird – doch die Corona-Pandemie könnte nur ein erster Vorgeschmack dessen sein, was in der Zukunft, ausgelöst durch die zunehmende Tierhaltung, immer öfter auftreten kann.
Hintergrund
Der Lebendtiermarkt in Wuhan gilt als Ausgangspunkt der Corona-Pandemie. Auf diesem Markt werden insbesondere Fische und sogenannte „Meeresfrüchte“ gehandelt – aber auch zahlreiche exotische Säugetiere. Einiges deutet darauf hin, dass das Genom ursprünglich von Fledermäusen ausging und dann auf mindestens ein Säugetier übergesprungen ist, bevor es Ende 2019 zur ersten Infektion eines Menschen kam. [5]
WAS SIE TUN KÖNNEN
Um die Entstehung weiterer gefährlicher Zoonosen zu vermeiden, führt kein Weg daran vorbei, dass wir komplett vom Konsum tierischer Produkte abrücken. Darüber hinaus ist eine vollwertige pflanzliche Ernährung wichtig für die Tiere, unsere Umwelt und unsere Gesundheit.
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Quellen
[1] Report of the WHO/FAO/OIE joint consultation on emerging zoonotic diseases, online: https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/68899/WHO_CDS_CPE_ZFK_2004.9.pdf (zuletzt abgerufen am 23.07.2020)
[2] Zoonosen: Tiere lösen mehr Krankheiten wie Corona aus | Express.de, online: https://www.express.de/ratgeber/gesundheit/unterschaetzte-gefahr-zoonose-warum-uns-tiere-immer-haeufiger-krank-machen-36979560 (zuletzt abgerufen am 23.07.2020)
[3] OneHealth: OIE – World Organisation for Animal Health, online: https://www.oie.int/en/for-the-media/onehealth/ (zuletzt abgerufen am 19.03.2020)
[4] Gefährliche Eindringlinge – Droht nach der Schweine- und Vogelgrippe in Zukunft eine Fledermausgrippe?, online: https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/gefahrliche-eindringlinge-droht-nach-der-schweine-und-vogelgrippe-in-zukunft-eine-3200.php (zuletzt abgerufen am 19.03.2020)
[5] Coronavirus Sars-CoV-2: Wissenschaftler suchen im Virenerbgut Ursprung von Covid-19 – DER SPIEGEL, online: https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/coronavirus-sars-cov-2-wissenschaftler-suchen-im-virenerbgut-nach-ursprung-von-covid-19-a-b4f5a5c8-9c3a-416f-b27f-8ffcb5ad64ae (zuletzt abgerufen am 19.03.2020)